Herr Schüle, vor einem Vierteljahrhundert wurde die Freie evangelische Gemeinde Langenfeld gegründet. Sie sind seit mehr als zehn Jahren mit dabei und seit einem Jahr Ältester. Wie hat sich die Gemeinde entwickelt?
Langenfeld „Wir sind wirklich eine Gemeinschaft“
Langenfeld. · Interview Jens und Julia Putzier und Stephan Schüle über die Arbeit der Gemeinde.
Seit 25 Jahren gibt es die Freie evangelische Gemeinde (FeG) in Langenfeld. Julia Putzier und Stephan Schüle, Mitglieder des Ältestenkreises, sowie Jens Putzier berichten über das Gemeindeleben und die Bedeutung.
Stephan Schüle: Die Gemeinde hat sich vor 25 Jahren aus Hauskreisen und Kleingruppen gebildet. Detlev Katzwinkel und Manfred Hahn wurden von der FeG Solingen Aufderhöhe mit der Neugründung einer Gemeinde beauftragt. Aus nur wenigen Christen, die sich zunächst am Immigrather Platz trafen und dann in die Industriestraße umzogen, ist eine wachsende Gemeinde aus 80 Mitgliedern geworden. Sie hat seit über zehn Jahren in der „roten Kirche“ an der Poststraße 33 ihr Zuhause.
Was waren die Meilensteine bisher?
Schüle: Ein großer Schritt war es, in eigene Räumlichkeiten umzuziehen. 2009 konnten wir hier den ersten Gottesdienst feiern. Ein Meilenstein war, den Geflüchteten in Langenfeld vor fünf Jahren mit dem Café international einen Treffpunkt zu bieten.
Herr Putzier, was ist für Sie als Gemeindemitglied das Besondere an der FeG in Langenfeld?
Jens Putzier: Für mich ist der Spirit in der FeG wichtig. Ich war früher in der evangelischen Landeskirche, so wie man als Kind eben dort landet. Ich ging an Weihnachten zum Gottesdienst, um danach meine Geschenke zu bekommen. Früher habe ich immer auf die Uhr geguckt, wann der Gottesdienst endlich vorbei ist. Den ersten Gottesdienst in einer freien Gemeinde habe ich dann vor fast 25 Jahren in Wien erlebt und seitdem hat mich die FeG nie wieder losgelassen.
Wieso mussten Sie dafür erst nach Wien fahren?
Jens Putzier: Meine Frau arbeitete in Wien und ging sonntags dort in den Gottesdienst. Ich merkte, dass einfach alle Menschen dort gerne waren. Das ist auch so in Langenfeld, wenn nach der Corona-Krise wieder unsere Gottesdienste möglich sind. Die versammelten Menschen sind dann fröhlich, singen wunderbare Lieder, die von ihrer Melodie und vom Text jüngere Leute ansprechen, aber auch Erwachsene nicht alleine lassen. Und es gibt einen bewegenden Gottesdienst mit tollen Ansprachen und Predigten. Ich habe wirklich das Gefühl, dass wir eine große Familie sind. Hinterher bleiben die Menschen noch da, man trinkt einen Kaffee zusammen, man redet miteinander und ist wirklich eine Gemeinde im Sinne einer Gemeinschaft, die füreinander sorgt und sich füreinander interessiert.
Inwiefern gibt Gott Ihnen Kraft in Ihrem Alltag?
Jens Putzier: Gott gibt mir Ruhe und ein Fundament in meinem Leben. Für mich spielen Gott sowie die Werte, die mir die Bibel vermittelt, eine große Rolle in meinem Alltag. Wenn ich privat und beruflich nicht weiter weiß, gehe ich in mich und bete zu Gott. Er gibt mir meist eine Antwort auf ein Problem und hilft mir, auch schwierige Situationen auszuhalten. Das ist sehr wertvoll.
Frau Putzier, Sie sind auch seit einem Jahr im Ältestenkreis. Welche Ideen haben Sie für die Entwicklung der Gemeinde?
Julia Putzier: Wir haben als Gemeinde den Auftrag, Gemeinschaft der Christen untereinander zu ermöglichen und anderen Menschen zu zeigen, wie Gott unsere Leben zum Guten verändert hat. Konkret wollen wir die Qualität unserer Gemeindearbeit weiter verbessern und gesund weiterwachsen. Wir haben jetzt ein wichtiges Projekt gestartet, das sich Natürliche Gemeindeentwicklung (NGE) nennt.
Was bedeutet das und wie wollen Sie das erreichen?
Julia Putzier: Als freie Gemeinde leben wir davon, dass sich jedes Mitglied und jeder Freund aktiv in die Arbeit einbringt. Dieser Prozess der NGE soll im ersten Schritt dazu führen, dass sich die Menschen noch stärker mit ihren Gaben und mit Freude an der richtigen Stelle einbringen können. Unter anderem werden wir ein Seelsorge-Team aufbauen und Menschen dazu befähigen, mit anderen Leuten Themen zu besprechen, die diese belasten, um die Lebensqualität zu erhöhen.