Herzinfarkt, Job weg, Hartz IV — und jetzt zurück im Arbeitsleben

Erich vom Rath machte sich nach langer Arbeitslosigkeit mit einem Bistro an der Friedenauer Straße selbstständig.

Monheim. Erich vom Rath hat in seinem Leben schon so allerhand erlebt. Aber die vergangenen sechs Jahre waren selbst für diesen gestandenen Mann nichts weniger als eine Achterbahn. Allerdings hat er dafür in keinem Vergnügungspark Eintritt bezahlt. Besagtes Leben hat es ihm geliefert — und zwar ziemlich gnadenlos.

„Das geht ganz schnell. Aber irgendwie ist es einem erst mal gar nicht klar“, sagt er. Der Blick ist nachdenklich. Und dann erzählt er. Er erzählt und erzählt. Es geht um eine Zeit, die Erich vom Rath ziemlich nach unten befördert hat. Und es geht um eine Zeit, in der er wieder „auf die Füße kam“.

Martina Würker lächelt. „Auch das gibt es“, sagt sie und betont: „Wir wollen mal solche positiven Beispiele nennen. Es ist doch nicht immer hoffnungslos.“ Martina Würker ist Geschäftsführerin des Jobcenters „ME - aktiv“. Und das war dann irgendwann auch für Erich vom Rath zuständig. Denn mit 53 Jahren erlitt er 2007 einen Herzinfarkt. Zwei schwere Operationen folgten. Reha . . . „Es war ja anfangs gar nicht klar, ob ich wieder gesund werde“, sagt er.

Parallel kam der gnadenlose Fall: Der gelernte Kaufmann und Qualitätsmanager, Geschäftsführer einer Spedition, wurde mit einem „goldenen Handschlag“, einer Abfindung, vor die Tür gesetzt. „Für die war das eine Chance. Ich war teuer. Jetzt konnten sie mich loswerden.“ Erich vom Rath sagt das ohne Bitterkeit in der Stimme.

Was damals folgte, war aber bitter. Ein Jahr Arbeitslosengeld, danach Hartz IV. „Weiterbildung, Bewerbungstraining — ich wollte da unbedingt wieder raus“, sagt er. Und Martina Würker ist wichtig, dass so etwas sehr wohl funktionieren kann. „Wenn wir im Kreis Mettmann 6300 Menschen in einem Jahr wieder in Arbeit integrieren und sie ein Jahr später immer noch in einem festen Job sind, dann ist das für uns nachhaltig.“

Nachhaltig heißt im Falle Erich vom Rath, dass er inzwischen selbstständig ist. Und das nicht irgendwo: Er betreibt das Bistro im Haus der Chancen an der Friedenauer Straße. Dort sind städtische Einrichtungen wie das Jugendamt ebenso zu Hause wie Awo-Suchtberatung oder Beratungszentrum. „Mein Bistro ist für alle offen“, sagt er. An den meisten Wochentagen gibt es neben Frühstück oder einfach einem Kaffee auch Mittagstisch - freitags nur Frühstück.

Bei Bedarf kann auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten gefeiert werden. „Ich habe immer schon gerne gekocht. Und als junger Bursche in Düsseldorf habe ich mir in der Gastronomie ein paar Mark dazuverdient“, sagt Erich vom Rath und lächelt. Und dann ist ihm eines noch ganz wichtig: „Meine Sachbearbeiterin im Jobcenter, Gerrie Ernst, die hat sich damals wirklich voll reingehängt für mich. Ohne geht es nicht. Ich kannte die Wege nicht.“

Und es kommt einem fast schon wie ein Märchen vor, dass dieser Mann mit einer Weiterbildung bei Hartz IV gleich in der Nachbarschaft des Hauses der Chancen den Bau eben dieses Gebäudes aufmerksam verfolgte und dachte: „Die brauchen da doch bestimmt auch so was wie ein Café.“