Hilden: „Der Laden war ein Segen“
Kunden und Mitarbeiter bedauern die Schließung des Cap-Marktes.
Hilden. "Es ist traurig. Dabei war der Laden für uns ein Segen. Und was wird jetzt aus den Angestellten?" Erika Kliemt, Elisabeth Gante und Monika Pein können es nicht fassen: Am 30. September macht ihr Laden um die Ecke, der Cap-Markt am Strauch, dicht. 2009 habe das Geschäft derart tiefrote Zahlen geschrieben, dass es nicht mehr zu halten sei, heißt es vom Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt, der den Markt betreibt. Die Rede ist von einem Minus von 200 000 Euro.
Schuld sei in erster Linie die Konkurrenz durch den Rewe- und den Netto-Markt rund um die Richrather Straße. "Die gab es bei unserer Eröffnung noch nicht", sagt Elke Hammer-Kunze, die stellvertretende Geschäftsführerin des Awo-Bezirksverbandes Niederrhein. Sie widerspricht Vorwürfen, die Konkurrenz sei absehbar gewesen. Dass diese Geschäfte überhaupt öffnen, "war niemandem von uns bekannt".
Einen ganz anderen Punkt, der für viele - zumindest hinter vorgehaltener Hand - entscheidend für das Aus ist, nennt Arno Pilger ganz offen. Er ist bei der Awo in Hilden für Sonderprojekte zuständig und im Cap-Markt ein Mann der ersten Stunde. "Der größte Fehler war die Hereinnahme des Bio-Metzgers. Die Preise dort kann und will keiner zahlen." Mit der Folge, dass viele Kunden ihre Einkäufe direkt woanders erledigen. Pilger: "Keiner deckt sich bei uns ein, um dann bloß Wurst und Fleisch woanders zu kaufen." Dieser Versuchsballon sei gewaltig geplatzt.
"Die Entscheidung, den Supermarkt nach nur dreieinhalb Jahren wieder dichtzumachen, ist uns sehr, sehr schwer gefallen. Aber wir sind kein reicher Verband, der solche Verluste auffangen kann", sagt Hammer-Kunze. "Wir sind 2006 zwar nicht an den Start gegangen, um den großen Reibach zu machen. Aber eine schwarze Null hatten wir schon angepeilt."
Im Mittelpunkt des Engagements der Arbeiterwohlfahrt stand die Idee, Menschen mit Behinderung, mit einem Handicap (daher auch der Name Cap-Markt), den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. 14 Mitarbeiter sorgen seitdem dafür, dass der Markt, der neben dem Edeka-Grundsortiment auch Spezialitäten anbietet, funktioniert.
Neben neun Angestellten mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung, sind dies Marktleiter Robert Hornik (34), seine Stellvertreterin Diana Lindloff und die beiden ehemaligen Zivis Christoph Gnirk und Jens Dick, die jetzt vollzeit für den Lieferservice zuständig sind. Was aus ihnen wird? Niemand weiß es.
"Unser Verbandsgeschäftsführer Erwin Knebel hat bereits Kontakte mit anderen Wohlfahrtsverbänden aufgenommen", sagt Hammer-Kunze. "Wir hoffen, dass sie dort eine Arbeitsstelle finden." Was die nicht-behinderten Vollzeitkräfte angeht, hat zumindest Hornik Hoffnung. Er hat schon daran gedacht, den Laden in Eigenregie weiterzuführen.
"Ich bin jedenfalls zuversichtlich, nach dem 30. September nicht ohne Job dazustehen", sagt er. Erika Kliemt, Elisabeth Gante und Monika Pein würde es freuen. Denn für sie und die anderen Stammkunden aus dem Hildener Süden ist der Cap-Markt mehr als ein Geschäft. "Er ist ein Treffpunkt vor allem für ältere Leute, die Service und Freundlichkeit zu schätzen wissen." Eines würden die drei Damen allerdings sofort ändern: "Der Bio-Metzger muss raus - und zwar sofort."