Hilden: Die Tiger brüllen nicht mehr
Bergischer Hof: Das ehemalige Gebäude an der Mittelstraße hatte vor seinem Abriss 1961 eine höchst wechselhafte Geschichte.
Hilden. Es war mal das erste Haus am Platz - die Gastwirtschaft Bergischer Hof, die bis Anfang der 60er Jahre am Eingang zur Mittelstraße stand. Dort fanden Teppich- und Porzellanausstellungen statt, dort wurden Pelzmäntel zu Sommerpreisen angeboten und es gab vor allem "bürgerliche Küche und Getränke in bekannter Güte."
1961 wurde das markante Gebäude abgerissen, um endlich eine breite Einfahrt in die Hochdahler Straße schaffen zu können. Die Meinungen über die Notwendigkeit der damals geforderten Ampeln waren höchst unterschiedlich, doch mit dem Abriss des Gebäudes wurde dem steigenden Verkehr Rechnung getragen.
"Der Ausbau der neuen Verkehrsfläche zur zügigen Mündung der Hochdahler in die Mittelstraße soll erfolgen", stand im Dezember 1961 in der Zeitung. Doch mit dem Abriss des Gebäudes direkt neben dem Reichshof verlor Hilden auch einen Ort, der über viele Jahre hinweg nicht nur als Herberge, sondern auch als Unterkunft für die verschiedensten Veranstaltungen gedient hatte.
Noch bevor sich der Name Mittelstraße durchsetzte (zwischenzeitlich hieß es Kaiser-Wilhelm-Straße), stand dort eine Gastwirtschaft mit massivem Vorratskeller und einem Meter dicken Grundmauern. "Auf der Kuhle" hieß diese Ecke - wohl wegen des etwas tiefer liegenden Geländes.
Der Name "Bergischer Hof" taucht erstmals 1836 auf. Karl Herminghaus bat damals um die Konzession für einen Neubau. 1847 wurde der Bergische Hof eröffnet. Bis zum Ersten Weltkrieg wechselte mehrfach der Besitzer. Zweimal stand sogar eine öffentliche Zwangsversteigerung an.
Den Besucherzahlen tat dies aber keinen Abbruch. Das Gebäude mit Stallungen, Scheune, Bierhalle und Kegelbahn war häufig Ort für Veranstaltungen. So fanden in den Räumlichkeiten 1907 die Musterungen für Militärpflichtige statt, oder Löwen und Tiger aus Hagenbecks Hamburger Tierpark wurden im Saal des Bergischen Hofs den staunenden Hildenern vorgeführt.
Obwohl das Gebäude den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand und 1955 neu eröffnet wurde, beschloss die Stadt 1960 die Verbreiterung der Ecke Mittelstraße /Hochdahler Straße zur Verbesserung der Vekehrsverhältnisse. Sie kaufte das entsprechende Gelände mit allen darauf stehenden Gebäuden und sorgte für den Abriss des Bergischen Hofs.
Hotel: Neben dem Bergischen Hof, der über 22 Betten in Einzel- und Doppelzimmern verfügte, gab es in Hilden noch weitere Hotels. Vom 1.Oktober 1954 bis 30.September 1955 übernachteten 19330 Personen in Hilden .
Adresse: Nicht nur die Mittelstraße hieß zwischenzeitlich Kaiser-Wilhelm-Straße. Auch der Marktplatz wurde zu Ehren des Kaisers in Kaiser-Wilhelm-Platz umbenannt.
Eiskeller: Die massiven Grundmauern des Bergischen Hofes sorgten dafür, dass der sieben Meter unter der Erde liegende Keller im Sommer als Kühllager genutzt werden konnte. Im Winter wurde Eis aus dem Benrather Teich in den Keller geschafft.