Hilden: "Erfolg braucht Visionen"
In einem Gespräch, das niemals stattfand, erläutert Wilhelm Fabry das neue Konzept des nach ihm benannten Museums.
Hilden. Der Wundarzt Wilhelm Fabry (1560 bis 1634) ist Hildens berühmtester Sohn. In zwei Jahren wird sein 450. Geburtstag gefeiert. Parallel dazu wird überlegt, ob das nach dem Mediziner benannte Museum an der Benrather Straße 32a erweitert werden kann.
Mit mehr Platz hätte das Museumsteam die Möglichkeit, die umfangreiche medizinhistorische Sammlung dauerhaft auszustellen. Dazu wurde von der Verwaltung ein Konzept erstellt, das am Donnerstag im Kulturausschuss vorgestellt wird.
Welche Vorstellung hätte wohl Fabry gehabt, um seine Instrumente und Schriften zu präsentieren? Zunächst einmal hätte man ihm plausibel erklären müssen, dass er durch sein Schaffen für Hilden von einzigartiger Bedeutung ist, weil nur Hilden sich als seine Geburtsstadt rühmen kann.
Ist er davon überzeugt, müssten ihm die Vorteile einer modernen Präsentation seiner Instrumente schmackhaft gemacht werden. Interaktiv heißt das heutzutage. Mit dem Computer würden Fabry und seine Patienten zum Leben erweckt:
"Die von mir entwickelten Instrumente waren das Modernste, was es zu meiner Zeit gab", könnte Fabry mit geliehener Stimme dem staunenden Publikum erklären. "Sie haben die Medizin revolutioniert."
Modern? Die Bohrer, Sägen und Zangen sehen für den Besucher nicht so aus, als ob sie Heilung bringen könnten. Ohne Narkose einen Arm amputiert zu bekommen, ist heute unvorstellbar. "Für uns Chirurgen stellte sich zu meiner Zeit nicht die Frage, ob wir einen Patienten heilen können.
Wir kannten meistens nicht einmal die Ursache der Erkrankung. Es ging uns nur darum, Schmerzen zu lindern und Leben zu retten."
Eine Amputation soll Schmerz lindern? Sie verursacht doch unmenschliche Schmerzen. Auch auf dieses Erstaunen hätte der virtuelle Wundarzt eine Antwort: "Wundbrand war zu meiner Zeit nicht heilbar. Der Patient hatte nur die Wahl zwischen Amputation und Tod. Ich habe ihm durch meine modernen Instrumente die Chance zum Überleben gegeben."
Auch sein Privatleben könnte der Computer-Fabry den Museumsbesuchern näher brin- gen. Von seiner Ehe mit Marie Colinet, von seiner Kindheit in Hilden, von seinen Kollegen könnte der fiktive Chirurg berichten.
"Auch meine Patienten müssten zu Wort kommen", würde sich Fabrys Stimme wohl wünschen: "Sie könnten davon berichten, welches Ansehen ich durch mein Wirken erlangt habe.
Wie sehr ihnen mein Schaffen geholfen hat. Vielleicht können auch meine Kollegen etwas beitragen, die später mit meinen Instrumenten gearbeitet haben. Sie können erzählen, dass ich die Chirurgie wesentlich beeinflusst habe. Die Kollegen heute haben sicher auch etwas dazu zu sagen. Sie arbeiten doch heute noch mit Instrumenten, deren Prinzip von mir erdacht wurde."
Gemach, gemach, Herr Fabry. So weit sind wir noch nicht. Und eine wichtige Frage kann auch er nicht beantworten: Wer soll das alles bezahlen? "Das", mag man Fabry sagen hören, "sollen die entscheiden, die mit meinem Namen für sich werben möchten.
Ich habe meinen Teil bereits dazu beigetragen, dass Hilden in Fachkreisen einen guten Ruf hat. Bezahlen ist an denen, die davon profitieren wollen. Eines möchte ich ihnen aber mit auf den Weg geben: Erfolg braucht Visionen und Raum zur Entfaltung."