Hilden: Kleine Schritte gegen Gewalt

Prävention: Das vom Lions Club finanzierte Projekt „Faustlos“ zeigt Wirkung – und geht in die nächste Runde.

Hilden. Der wilde Willi ist ein Rabauke. Er ist kein böser Kerl, schlägt aber immer wieder über die Strenge. Zu leiden hat darunter die ruhige Schneck. Aber die weiß sich zu helfen. In ruhigem Ton spricht sie Willi an, weist ihn auf sein falsches Verhalten hin. Sie vertritt vehement ihre Position und scheut auch nicht davor zurück, sich Hilfe zu holen, wenn Willi nicht aufhören will.

Willi und Schneck sind Handpuppen, mit denen Grundschullehrer und Erzieher im Kindergarten ihren Zöglingen den richtigen, weil gewaltlosen Umgang miteinander näher bringen. Sie sind die Überbringer der Botschaft, die das vom Heidelberger Präventionszentrum (HPZ) entwickelte Projekt "Faustlos" vermitteln will: "In ganz vielen kleinen Schritten werden die Kinder für die Gefühle des Anderen sensibilisiert. Sie bekommen einen allgemeinen Weg zur Problemlösung vermittelt, und sie lernen Beruhigungstechniken", so Faustlos-Trainerin Helga Gutzke.

Grundschulen und Kindergärten sind kein Hort der Gewalt, auch in Hilden nicht. Dennoch muss dort mit der Gewaltprävention angesetzt werden, "je früher, desto besser", so Gutzke. Denn die Umgangsformen in der Schule haben eine neue Dimension erreicht, "der Ton ist rauer geworden", sagt Schuldezernent Reinhard Gatzke. Beleidigungen und Aggressivität nehmen zu.

Dieser Entwicklung kann mit "Faustlos" entgegengewirkt werden. Das bestätigt Ursula Röder, Lehrerin an der Adolf-Kolping-Schule. Dort - und an fünf weiteren Grundschulen - wurde das Projekt seit Herbst 2007 umgesetzt. Und die damit gemachten Erfahrungen sind "absolut positiv". Es gab "Erfolge im sozialen Umgang und weniger Prügeleien". Das bestätigt auch die Leiterin des Kindergartens "Rehkids", Barbara Päth: "Wir haben jetzt nicht nur noch Engelchen im Haus, aber es greift."

Die positive Resonanz bestätigt die Beteiligten in ihrer Entscheidung, das Projekt auf alle Hildener Grundschulen auszuweiten und weitere Kindergärten in das Präventionsprogramm aufzunehmen. Zu den Beteiligten gehört auch der Lions Club Hilden-Haan, der das Projekt mit insgesamt 12000Euro finanziert.

Sehr erstaunt war Päth, "dass selbst dreijährige Kinder schon in der Lage waren, die Inhalte des Projekts aufzunehmen und umzusetzen". Das liegt an der Vermittlungen. Während im Kindergarten mit Handpuppen und großen Bildern gearbeitet wird, sind es Overhead-Projektoren und Folien in der Grundschule.

Zwei Aspekte des Projekts sind für die Faustlos-Trainerin und die Grundschullehrerin neben den Inhalten besonders wichtig: "Wir wollen keine Opfer- und keine Täterkinder", so Gutzke. Deshalb werden alle Kinder einbezogen, unabhängig davon, ob sie ein "wilder Willi" oder eine "ruhige Schneck" sind. "Dadurch wird niemand stigmatisiert und die Kinder können voneinander lernen." Und die Einbeziehung der Eltern ist wichtig, so Päth, denn die bekommen von ihren Kindern dann auch ein "nun beruhige dich doch erst einmal" zu hören.