Hilden: Kunst entdeckt Wissenschaft
Im Fabry-Museum stellt ein Design-Professor ab 10. Januar Arbeiten aus, die eine Annäherung an den Chirurgen wagen.
Hilden. Kunst trifft Medizin - unter diesem Motto steht die erste Ausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum, Benrather Straße 32a, im Fabry-Jahr 2010. In den dort ausgestellten Arbeiten wagt der Reutlinger Design-Professor Henning Eichinger eine künstlerische Annäherung an Wilhelm Fabry und wandelt auf den Spuren des Begründers der wissenschaftlichen Chirurgie in Deutschland. Die Ausstellung trägt den Titel "Fabry - Eichinger: Medizin und Ästhetik" und wird am kommenden Sonntag um 11 Uhr eröffnet.
Eichinger, Professor an der Fakultät Textil und Design an der Hochschule Reutlingen, widmete sich im Vorjahr von März bis August im Rahmen seines Forschungssemesters einem ganz besonderen Thema: Der Künstler hat Leben und Werk von Hildens berühmtesten Sohn mit Malerei und anderen Medien visualisiert und damit die historische Dimension der Fabry-Forschung um eine künstlerische Komponente erweitert. Dabei spannt er den Bogen vom Schönheitsideal der Renaissance bis heute und porträtiert neben Zeitgenossen Fabrys wie Nostradamus, Maria Stuart oder William Shakespeare auch Lara Croft, Dita von Teese und selbst Michael Jackson.
Seit dem Jahr 2000 beschäftigt sich Eichinger in seiner künstlerischen Arbeit mit den scheinbaren Gegensätzen von Kunst und Wissenschaft. Als Gewinner des Kunstpreises des Wilhelm-Fabry-Museums zur Ausstellung "Hallo mein Herz" (1999) stieß er auf den berühmten Wundarzt und Begründer der modernen Chirurgie, der im Jahr 1560 in Hilden geboren wurde und dessen 450. Geburtstag die Stadt in diesem Jahr feiert.
In Fabrys Überzeugung, dass ein Mediziner sowohl aufmerksam beobachten als auch handwerklich geschickt sein muss, sah Eichinger eine Parallele zum künstlerischen Arbeiten: "Die Gemeinsamkeiten haben mich dazu bewegt, die vergangene Welt des Arztes Fabry im Kontext zeitgenössischer Kunst zu betrachten und zu visualisieren", sagt der Künstler über seine Arbeiten. In seiner Kunst thematisiert er Fragen wie: Ist unser Körper nicht längst zum Objekt, zum Accessoire geworden, das wir mit viel Geld und medizinischem Aufwand verändern können? Was ist mit der Einheit von Körper und Geist?
Fabry sah die Chirurgie seinerzeit als "Reparatur" des gottgegebenen Körpers an. In heutigen Zeiten, in denen es die plastische Chirurgie ermöglicht, jeden Körper nach den eigenen Vorstellungen zu formen, hat sich die Chirurgie vom reinen "Reparatur-Gedanken" weit entfernt. "Auch wenn es sich dabei vordergründig um medizinisch-wissenschaftliche Vorgänge handelt, ist es die Absicht und die Vorgehensweise in der Formgebung dieselbe wie im Design", so Eichinger. In dieser Polarität zwischen dem alten und dem modernen Chirurgie-Verständnis, dem damaligen und dem heutigen Umgang mit dem menschlichen Körper, siedelt er seine künstlerische Arbeit an.
Die Ausstellung ist bis zum 5. April im Wilhelm-Fabry-Museum zu sehen. Der Eintritt ist zwar nicht frei, jeder Besucher zahlt aber nur so viel, wie er möchte.