Hilden: Weiterbildung stößt auf zu wenig Interesse

Volkshochschule und Evangelische Erwachsenenbildung gehen für die Chancengleichheit in die Offensive.

Hilden/Haan. Nicole Veit holt bei der VHS Hilden-Haan ihren Realschulabschluss nach. Gisela Schwefing hat nach einem Kurs bei der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) zehn Jahre lang trauernde Menschen begleitet. Armin Dünnwald lernt Englisch in einem Kurs der Volkshochschule, weil er sich bei der Polizei für einen Auslandseinsatz beworben hat. Brigitte Schlickmann hat die Familienphase hinter sich gebracht und möchte zurück ins Berufsleben. Michaela Ziegeweid wurde bei der EEB zur Tagesmutter ausgebildet und ist jetzt dort selbst Dozentin.

So unterschiedlich die Ziele dieser fünf Menschen auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Sie stehen beispielhaft für die Chancen und Möglichkeiten, die eine Weiterbildung bieten kann - persönlich und beruflich. Diese Chancen werden allerdings zu selten genutzt. Deshalb haben sich beide Weiterbildungseinrichtungen in Hilden einer landesweiten Weiterbildungsoffensive angeschlossen, um unter dem Motto "Klein anfangen. Groß herauskommen" für die Teilnahme an Weiterbildung zu werben.

Die Werbung ist angebracht, denn "Deutschland hinkt in Sachen Weiterbildung der internationalen Entwicklung hinterher", sagt Doris Sandbrink von der Landesorganisation Weiterbildung NRW. Die Teilnahmequote an Weiterbildungsmaßnahmen liegt in anderen Ländern bei 70, in Deutschland bei 46 Prozent. Und gerade einmal ein Prozent der Arbeitnehmer nehmen die Möglichkeit zur beruflichen Weiterbildung wahr.

Gerade für Hilden sind diese Zahlen eine Herausforderung auf dem eingeschlagenen Weg zur Bildungsstadt. Am Ende dieses Weges soll die Vernetzung der verschiedenen Bildungsträger stehen, um allen Hildenern die gleichen Chancen auf Bildung zu gewähren. Denn Bildung und Weiterbildung sind die Schlüssel zum Erfolg, um die Persönlichkeit zu stärken, um sich beruflich zu qualifizieren, um an der Gesellschaft teilhaben zu können.

Aber "die Möglichkeit zum lebenslangen Lernen" (Schwefing) und "die fachlich sehr qualifizierte und fundierte Ausbildung" (Ziegeweid) haben ihren Preis. Den muss die öffentliche Hand bereit sein zu zahlen, damit Bildung für alle bezahlbar bleibt, wie es EEB-Leiterin Christine Schröter-Gerarts und VHS-Leiter Niklas Rahn fordern. Das gelte insbesondere in wirtschaftlich schweren Zeiten.

716 000 Euro haben Hilden (zwei Drittel) und Haan in diesem Jahr als Umlage an die VHS gezahlt. 96,6 Millionen Euro stehen im Landeshaushalt 2009 für die Bildung bereit. Aber: "Große Zuwachsraten sind nicht zu erwarten", sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Dieter Clauser: "Bis wir aus dem Tal der Tränen heraus sind." Auf mehr Geld wagen die Leiter der Hildener Bildungseinrichtungen auch gar nicht zu hoffen. Schröter-Gerarts und Rahn wären schon zufrieden, "wenn wir eine finanzielle Planungssicherheit hätten".