Hilden: Willy Bitter - Freigeist mit Bunsenbrenner
Bildhauer: Willy Bitter gewährt einen Einblick in sein Atelier und sein Verständnis von Kunst.
Hilden. An ein Atelier im traditionellen Sinne erinnert Willy Bitters Halle nicht. Vielleicht würde manchem Besucher sogar die Bezeichnung "Rumpelkammer" über die Lippen kommen. Der Bildhauer selbst nennt es liebevoll "sein Labor". Denn was er in seinem Atelier erschafft, fordert nicht nur handwerkliches Können, sondern auch eine ordentliche Portion Experimentierfreude. "Ich möchte die Menschen mit meiner Kunst berühren. Sie sollen nicht nur sagen, die Werke seien nett", erklärt Bitter.
Der Betrachter soll nachdenklich gestimmt werden, ins Grübeln kommen. Große Holzschnitzereien sowie eine Reihe von Schweißarbeiten und Malereien zieren die Halle. Bereits seit zwanzig Jahren füllt er sein Atelier "Zum Verlach" mit neuen künstlerischen Schöpfungen. "Würde ich alle meine Werke draußen ausstellen, würden sie den ganzen Hof einnehmen", sagt er schmunzelnd.
Statt feiner Pinsel und Tusche nimmt der ehemalige Tischler Hammer und Bunsenbrenner zur Hand. Aus alltäglichen Materialien wie Türknäufen und Bürsten entwickelt der 73-Jährige wahre Kunstwerke. Über realistische und naturalistische Werke hat Bitter eine klare Meinung: "Die Realität nachahmen ist keine Kunst, sondern nur eine Kopie." Er wolle aus einfachen Objekten etwas Besonderes kreieren, das bei jedem Betrachter ein individuelles Gefühl hervorruft.
Bereits als Jugendlicher hat sich der gebürtige Dortmunder ganz und gar der Kunst verschrieben. "Damals habe ich während meiner Tischlerlehre viel ausprobiert und experimentiert", blickt der Bildhauer zurück. Die Kunst sei seine ganz große Leidenschaft. Vom Lehrling trieb es Bitter Ende der sechziger Jahre in den Lehrerberuf und später als Dozent in die Fachhochschule für Ergotherapie in Düsseldorf. "Meine Vergangenheit hat eine große Bedeutung für meine heutige Kunst", sagt er.
"Ich wollte noch nie in nur eine Richtung oder einen Beruf gedrängt werden." Damals stand mit seinen vielen Berufen noch die Existenzbewältigung im Vordergrund. Heute, so sagt er, ist er lockerer geworden. Sein größter Motor sei jedoch nicht sein kreativer Kopf, sondern seine Ehefrau. "Man kann ohne eine solche Stütze kein Künstler sein."