Menderes Bagci – Ein erfolgreicher Verlierer

Der Langenfelder Menderes Bagci scheitert regelmäßig bei DSDS, schlägt aus seinem Verliererimage inzwischen aber kräftig Kapital.

Langenfeld. "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren", sagt Menderes Bagci (25). Und schiebt gleich hinterher: "Ist von Bertolt Brecht - und mein Lebensmotto." Würde dieses Zitat einem angehenden Literaten über die Lippen gehen - es gäbe allenfalls ein zustimmendes Nicken. Aber der 25-Jährige, der so gekonnt einen der einflussreichsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts zitiert, ist das absolute Gegenteil: Menderes Bagci ist der größte, aber auch erfolgreichste Verlierer der RTL-Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS).

Seit 2002 gibt es die Show. Alljährlich zieht es 30000 und mehr Bewerber an und lockt Millionen Zuschauer vors Fernsehgerät. Seitdem ist Menderes dabei und gehört gewissermaßen zur Einrichtung. Regelmäßig ist für den Mann mit der unverkennbar hohen Stimme aber schon in der ersten Runde Schluss.

Weder seine Michael-Jackson-Songs noch "Ijust called to say I love you" von Stevie Wonder oder der Beatles-Klassiker "Yesterday", die er in der aktuellen Staffel zum Besten gab, konnten die Jury um Pop-Titan Dieter Bohlen überzeugen. Er sei wie "Quasimodo in einer Model-Show" hatte er ihm an den Kopf geworfen.

"Das macht mir nichts - höchstens stärker. Anfangs hab ich zwar immer Magengrummeln. Aber inzwischen weiß ich ja, was auf mich zukommt", sagt der 25-jährige Deutsch-Türke, der sich dank seiner Einstellung "keinesfalls als Verlierer" sieht.

"Natürlich ist es krass, wenn du auch noch auf der Straße angepöbelt wirst." Und einmal, in Köln, sei er sogar fast verprügelt worden. "Aber der ganze Rummel hat auch seine positiven Seiten. So, wie jetzt", sagt Menderes, als drei zwölfjährige Jungs das Interview unterbrechen und fragen, ob er für ein Foto bereit steht.

Überhaupt überwiegen mittlerweile eher die positiven Reaktionen. Denn das quotenträchtige Versagen des gelernten Tankwarts vor einem Millionenpublikum ist fast schon Kult. Wenn Chef-Juror Dieter Bohlen dann auch noch seine gefürchteten Proll-Sprüche ablässt, erst recht. Inzwischen gibt es jedenfalls keinen DSDS-Gucker, der Menderes nicht kennt. Und das weiß er zu nutzen.

Mit seiner Bekanntheit und dem Anti-Helden-Image verdient er mittlerweile seinen Lebensunterhalt. "Ich komme gut zurecht", meint der 25-Jährige, der zwar von einem Haus träumt, aber bisher in einer Ein-Zimmer-Wohnung in seiner Heimatstadt ein Junggesellendasein fristet. "Ich weiß auch gar nicht, ob ich ein großes Haus will. Ich bin nämlich ziemlich chaotisch. Da hätte ich ja noch mehr aufzuräumen."

Seine Auftritte führen Menderes quer durch Deutschland. Ob Diskotheken in Hamburg oder Schüttorf, Stadthallen in Helmstedt oder Nürnberg - der Verlierer, der eigentlich gar keiner ist, tourt das ganze Jahr über.

Hinzu kommen Geburtstagpartys, Hochzeitsfeiern und andere Veranstaltungen, für die er gebucht wird - Menderes ist ein gefragter Mann. Sogar eine eigene Single hat er schon herausgebracht, es gibt Fan-Shirts und eine standesgemäße Homepage (www.menderes.de). Da macht es ihm auch nichts, dass ihm in einer Disco mal ein Verrückter ein Bierglas an den Kopf geworfen hat. "Irre gibt es halt überall", zuckt er mit den Schultern. "Inzwischen hab’ ich ein dickes Fell."

Die Leidenschaft fürs Singen und die Musik hat der nach dem ersten frei gewählten türkischen Ministerpräsidenten benannte Menderes schon in seiner frühesten Kindheit entdeckt. "Es hat mir einfach Spaß gemacht. Aber ich wurde nie gefördert, musste mir alles selbst erarbeiten." Da kam ihm als damals 17-Jähriger das potenzielle Sprungbrett DSDS genau richtig. "Das war meine Chance", sagt er. "Nur - geklappt hat’s nicht."

Den Kopf in den Sand stecken, kommt für ihn aber nicht in Frage. "Auch wenn es zum Teil gehörig daneben ging: Ich habe nie bereut, bei DSDS angetreten zu sein. Was ich mir dagegen nie verzeihen würde, wäre, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte." Und Menderes macht keinen Hehl daraus, dass er beim nächsten Casting wieder am Start ist. "Na klar bin ich dabei. Schließlich habe ich einen Traum: Irgendwann mal bei DSDS zu gewinnen."