Hildens zukünftiger Bürgermeister: „Wir müssen den Kurs halten“
Die WZ spricht mit dem kommenden Bürgermeister Horst Thiele über die Ziele und Herausforderungen in seinem neuen Amt.
Hilden. 46,4 Prozent der Hildener (11199 von 24568 Wählern) haben Horst Thiele bei der Kommunalwahl am 30. August ihre Stimme gegeben - und damit zum neuen Bürgermeister ihrer Stadt gewählt. Die WZ sprach mit dem 57-Jährigen über seine Ziele und Aufgaben.
Herr Thiele, wie werden sie ihren erster Arbeitstag als Bürgermeister beginnen?
Horst Thiele: Völlig unspektakulär. Mein Vorgänger wird am 20.Oktober sein Büro abschließen, und ich werde es am 21.Oktober aufschließen.
Ihrem Vorgänger Günter Scheib wurde manchmal vorgeworfen, keine Visionen zur Zukunft der Stadt zu haben. Haben Sie welche, und wie sehen die aus?
Thiele: Wir müssen zusehen, dass wir auf dem Erfolgskurs bleiben, und schauen, dass wir auch in schwierigen Zeiten den Kurs halten.
Aber es ist nicht gerade eine günstige Zeit, in der sie ihr neues Amt antreten.
Thiele: Stimmt. Aber ich habe im Laufe meiner 40 Jahre in der Hildener Stadtverwaltung schon viele Krisen erlebt.
Nicht in der Position des Verwaltungschefs.
Thiele: Das ist richtig, aber die Folgen der Finanzkrise müssen wir ohnehin gemeinsam meistern.
Die Finanzkrise ist keine Vision, sondern Realität. Werden deren Auswirkungen ihre größte Herausforderung sein?
Thiele: Das wissen wir noch nicht. Es gibt bisher nur erste Indikatoren. Nach der nächsten Steuerschätzung im November wissen wir mehr.
Was für Indikatoren?
Thiele: Das Problem in Hilden ist zurzeit nicht die Gewerbesteuer, sondern der sinkende Anteil an der Einkommensteuer und die steigenden Zahlungen an den Kreis.
Bleibt Ihnen und der Politik vor diesem Hintergrund dann noch ein Gestaltungsspielraum?
Thiele: Etwas Gestaltungsspielraum bleibt immer. Auch bei Pflichtaufgaben gibt es unterschiedliche Arten der Ausführung.
Können Sie das an einem Beispiel erläutern?
Thiele: Zum Beispiel die Rathaus-Öffnungszeiten: Wenn ich sie verkürze, kann ich Personal sparen. Wenn ich aber weiter kundenfreundlich bleiben will, brauche ich dazu die Mitarbeiter.
Gibt es denn konkrete Überlegungen, etwas an den Öffnungszeiten zu ändern?
Thiele: Nein. Es wird auch keine Schnellschüsse geben. Bei allen Sparplänen muss man schließlich bedenken, dass nach einem Leistungsabbau der Wiederaufbau später viel schwieriger wird. Außerdem müssen wir uns weiter im Wettbewerb der Städte behaupten können. Da kann ein Abbau von Leistungen sehr schnell zu einer Spirale nach unten werden.
Wie kann Hilden denn im Wettbewerb der Städte bestehen?
Thiele: Wir müssen die Attraktivität unserer Fußgängerzone und Innenstadt erhalten. Die ist auf 120000 Kunden ausgelegt. Deshalb sind wir auch auf Kunden aus anderen Städten angewiesen.
Heißt das, die Einkaufsstadt Hilden geht vor Sportstadt und Schulstadt Hilden?
Thiele: Nein, wir sind in allen drei Bereichen gut aufgestellt. Woran wir noch etwas arbeiten müssen, ist der preiswerte Wohnraum für junge Familien. Davon brauchen wir mehr.
Wo könnte der im dicht bebauten Hilden noch entstehen?
Thiele: Auf dem Gelände der Albert-Schweitzer-Schule. Dafür schreiben wir jetzt den städtebaulichen Wettbewerb aus. Die Hofstraße wäre auch noch eine Möglichkeit. Und wir müssen schauen, ob im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans noch etwas in diese Richtung möglich ist.