„Ich mag Zahnärzte sehr gern“

Beim Stöbertag haben sich am Mittwoch 479 Viertklässler in der Erwachsenenwelt umgeschaut.

Hilden. Timothy presst die Lippen fest zusammen und zieht seine Augenbrauen hoch. Skeptisch blickt er über seine rechte Schulter. "Ich bin lebensmüde", sagt der Viertklässler und lacht. "Eigentlich habe ich das lieber, wenn der Zahnarzt das macht."

Es ist Stöbertag in Hilden - alle Viertklässler der städtischen Grundschulen waren in 85 Stöberstätten zu Besuch. In der Zahnarztpraxis von Dr. Wolfgang Heck werden sieben Grundschüler unter der Anleitung von Zahnarzthelferin Christiane Wendel zu Arzt und Patienten.

Während Timothy ein wenig aufgeregt auf dem Behandlungsstuhl hin und her rutscht, rückt die neunjährige Vanessa den grünen Mundschutz zurecht, zieht die Einweg-Handschuhe über und setzt sich. "So, Frau Doktor bitte schön", sagt Christiane Wendel zu Vanessa. Die so angesprochene Schülerin nimmt mit der Pinzette ein Wattekügelchen, taucht es in die lila Flüssigkeit und die Behandlung beginnt.

Die Zähne des zehnjährigen Timothys verfärben sich unter Vanessas Händen lila. Nachdem sie jeden Zahn behandelt hat, darf Timothy ausspülen. "Zeig mal deine Zähne", sagt die Zahnarzthelferin. Die Zähne des Viertklässlers sind an manchen Stellen nur leicht verfärbt, an den Zahnzwischenräumen hat sich das Gel aber besonders dunkel verfärbt.

Christiane Wendel nimmt eine Sonde und kratzt damit aus einem Zwischenraum die Substanz. "Das sind Bakterien", sagt sie. "Aber ich wette, dass alle eure Zähne momentan so aussehen würden. Immerhin ist es ja jetzt schon eine Weile her, dass ihr euch die Zähne geputzt habt. Dann ist das ganz normal."

Timothy bekommt eine Zahnbürste und darf seine Zähne wieder in ihren weißen Ursprungszustand bringen. Die Zahnarzthelferin nutzt die Zeit, um mit den Kindern über das richtige Zähneputzen zu sprechen. Die 35-Jährige arbeitet seit vier Jahren in der Zahnarztpraxis und ist bereits zum dritten Mal beim Stöbertag mit dabei. 479 Grundschüler konnten in diesem Jahr zwischen zwei Stöberstätten wählen, die sie an dem Tag jeweils um 9.30 und 11.30 Uhr besuchen.

Der Zahnarzt steht selten auf der Wunschliste der Schüler ganz oben. In der Gruppe der sieben Viertklässler hat sich nur Vanessa bewusst für den Praxisbesuch entschieden. "Ich mag Zahnärzte sehr gern. Ich weiß nicht warum, das war schon so, als ich noch ganz klein war", sagt die Neunjährige, die die Grundschule im Kalstert besucht. Sie könnte sich sogar vorstellen, den Beruf später selbst auszuüben. "Es ist toll, dass ich jetzt sehe, wie es ist, wenn man es dann später selbst ist."

Timothy hingegen hatte eigentlich drei andere Favoriten angegeben - mit einem hat es geklappt: Im Anschluss an den Zahnarztbesuch geht es für ihn in die Waldkaserne. "Ich hatte gedacht, dass macht beim Zahnarzt nicht so viel Spaß", begründet er seine Wahl. Außerdem hat der Schüler der Gemeinschaftsgrundschule Schulstraße auch ein wenig Angst vorm Zahnarzt. "Das tut manchmal weh", sagt der Neunjährige.

Als seine Zähne wieder weiß geputzt sind, schlüpft er in die Rolle des Zahnarztes: Er darf ein Foto von einem Zahn der neunjährigen Paula machen. Dabei assistieren ihm Amanda und Maike. Während die eine den Zahn mit Luft trocken bläst, saugt die andere den Speichel ab. Zwischendurch erklärt Christiane Wendel den Schülern immer wieder, was sie gerade machen. "Ich habe viel gelernt, was ich noch nicht wusste", sagt Timothy. Eine Erfahrung wird ihm in Zukunft aber besonders in Erinnerung bleiben: Ein Besuch beim Zahnarzt kann auch Spaß machen.