Investmentbanker vor Gericht: Debakel statt hoher Zinsen
Seit gestern steht ein ehemaliger Investmentbanker vor Gericht. Er soll Anleger um Hunderttausende betrogen haben.
Langenfeld. Wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 16 Fällen steht seit gestern ein Langenfelder vor dem Amtsgericht. Der Angeklagte, ehemals stellvertretender Leiter der Investmentabteilung einer Bank, wird beschuldigt, von 2007 bis 2010 Geld angenommen zu haben, das er im Kunden-Auftrag anlegen sollte.
Das habe er aber nicht getan. „Von vornherein sei beabsichtigt gewesen, dieses Geld nicht anzulegen“, warf ihm die Staatsanwältin vor. Dabei ist es unter anderem um Summen von 162 000 Euro und 110 000 Euro gegangen.
Der Angeklagte sagte aus, dass er als Vermögensberater diverse Gespräche mit seinen Kunden geführt habe. Dann hätten sie ihn gefragt, ob er Alternativen wüsste. Die Kunden hätten ihm das Geld bar überlassen, er habe von fünf Prozent Rendite gesprochen, aber auch auf das Risiko hingewiesen. „Was haben Sie denn mit dem Geld gemacht“, wollte der Richter wissen. Der Angeklagte sagte, er habe in risikoreiche Anlagen investiert, das sei in die Brüche gegangen.
Das Geld habe er auf fremde Namen angelegt, die er nicht nennen würde. Er sei mit dem Geld nach Frankfurt gefahren, habe es in einem Nebengebäude der Börse ehemaligen Kollegen übergeben, die es dann für ihn angelegt hätten. Er selbst hätte das ja als Angestellter einer Bank nicht machen dürfen.
Es sei bei den so genannten Derivaten um Wetten auf steigende oder fallende Ölpreise gegangen. Mit seinen Kunden habe er nie darüber gesprochen. Auch nicht, als das Geld immer weniger wurde: „Ich habe mich nicht getraut, darüber zu sprechen“, so der Angeklagte.
„Sie haben Bargeld in dieser Höhe angenommen, es unter fremdem Namen angelegt — aber Sie trauen sich nicht, das den Leuten zu sagen“, fasste der Richter die Aussage zusammen und machte deutlich: „Etwas aufbauen, was man nicht halten kann, das ist Betrug.“
Der Richter rief gestern den ersten Zeugen auf. Der 70-Jährige hatte den Angeklagten als neuen Anlageberater in seiner Bank kennengelernt. Der habe ihm nach Gesprächen vorgeschlagen, sein Geld — zweimal 30 000 Euro und dann noch einen höheren Betrag, an den er sich im Gerichtssaal nicht mehr genau erinnern konnte — abzuheben und ihm zu geben. Er wolle es für ihn privat anlegen. Eine Quittung habe es nicht gegeben.
Was er denn davon erwartet habe“, wollte der Richter wissen. „Höhere Zinsen. So um die zehn Prozent“, erklärte der Zeuge. Und der Angeklagte habe nichts darüber gesagt, dass das risikoreich sei. „Ich habe ihn nur gefragt, ob das Geld sicher ist. Da hat er ja gesagt.“ Als er sein Geld zurück haben wollte, habe ihn der Angeklagte immer wieder vertröstet. Nur 5000 Euro habe er im vergangenen Jahr von ihm überwiesen bekommen.
„Zahlen Sie das Geld zurück?“, wollte der Richter vom Angeklagten wissen. Der gab an, er wolle es probieren — eventuell schon einen Teil während des Verfahrens zurückzahlen.
Bei einem weiteren Kunden sei die Schadenswiedergutmachung bereits vollständig erfolgt. Die letzte Zahlung habe sein Mandant im März diesen Jahres geleistet“, ließ der Verteidiger das Gericht wissen.
Das Gericht hat drei weitere Termine mit weiteren Zeugen bis zur Urteilsverkündung anberaumt.