Ire schreibt über die Langenfelder

Residenzkünstler: Kevin Brophy wird fünf Wochen lang das städtische Leben studieren, und darüber im Internet-Tagebuch schreiben.

Langenfeld. Iren geben sich zurzeit die Klinke in die Hand in Langenfeld. Am Wochenende ließ sich Botschaftssekretär Adrian Farrell auf der Schlemmermeile nicht nur Spezialitäten aus seiner Heimat schmecken, als Juror war er auch an der Verleihung des Goldenen Kochlöffels beteiligt.

Landsmann Kevin Brophy (66) kam ebenfalls am Samstag in die Stadt, doch anders als der Diplomat ist sein Besuch keine Stipvisite. Der Autor und Dozent für "kreatives Schreiben" hat die Einladung von Bürgermeister Magnus Staehler angenommen, bis zum 4. Oktober mit den Langenfeldern zu leben und täglich seine Eindrücke in Englisch im Internet zu veröffentlichen.

Brophy wurde am Dienstag als Residenzkünstler des Jahresprojekts "Fáilte Éire - Willkommen Irland" im Rathaus vorgestellt. Weitere Gäste, die durch ihren Blick auf das kulturelle Leben Langenfeld helfen können, eine Betriebsblindheit zu vermeiden, sollen folgen. "Das wird eine Dauerveranstaltung", so Staehler. 2010 sind die baltischen Staaten die EU-Partnerländer der Stadt.

"Guten Tag! Ich bin glücklich, dass ich hier bin", sagte Brophy auf Deutsch. Die Dozententätigkeit hatte ihn schon öfter nach Deutschland geführt. Doch seinen deutschen Sprachschatz stuft er auf dem Niveau eines Schulkindes ein.

"Ich bin ein guter Lehrer, aber ein schlechter Schüler", entschuldigte sich der aus Galway an der Westküste der grünen Insel stammende Ire dafür, dass für das Gespräch Melanie Beck von der Stadtbibliothek als Dolmetscherin fungieren musste.

Dann plauderte Kevin Brophy in seiner Muttersprache darüber, dass er schon mit zehn Jahren und erst recht nach dem Abitur Schriftsteller werden wollte. Doch stets hieß es nur, er solle erst einmal etwas Vernünftiges lernen.

Und so wurde Brophy Lehrer, arbeitete im Verlagswesen und als Herausgeber von Sachbüchern, bis er endlich der Leidenschaft freien Lauf lassen konnte. Der Vater von drei erwachsenen Kindern hat sich in seiner Heimat mit Romanen und Biografien einen Namen gemacht.

Außerdem gibt er ein Englisch-Lernhilfe-Journal heraus. In diesen Heften dreht sich alles - sozusagen als Lernanreiz - um den populären Fußballklub Manchester United. Fußball ist ein weiteres Fäbel des Iren. Ein Jahr als Präsenzkünstler in England hat er unter anderem dafür genutzt, ein Buch über seinen Lieblingsklub Wolverhampton Wanderers zu schreiben.

Brophy: "Ich will mit meinem Internet-Tagebuch mehr meiner Landsleute für Deutschland interessieren, denn das Land ist der Geheimtipp in Europa." Obwohl es auch in Irland Aldi und Lidl gebe, sei dort das Leben viel teurer. "Und hier funktioniert alles, während bei uns oft die Anarchie regiert", meint der Gast.

Kevin Brophy bekam für den Aufenthalt eine Wohnung gestellt. Mit Magnus Staehler teilt er für den Blick aufs städtische Leben die Vorliebe fürs Café Oebel am Galerieplatz. Aber Brophy will nicht nur Beobachter sein, sondern Menschen treffen.

Am Mittwoch, 2.9., ist er am KAG, nächste Woche an der Gesamtschule, zu Gast. Am Mittwoch um 19.30 Uhr besucht der Chronist den Englisch-Stammtisch in Haus Arndt.

Am Samstag steht gegen 21 Uhr die Lesung in der "Dichterjurte" beim Sommerfest der evangelischen Gemeinde Reusraths an. Wer Kevin Brophy zu sich einladen will, kann unter Telefon 794496/97 den Termin abstimmen.