In Langenfeld Plötzlich Pflegevater für Wildkaninchen

Langenfeld · Für die Tiere ging es von der Baggerschaufel unter die Rotlichtlampe bei Malermeister Bernd Ritzdorf.

Bernd Ritzdorf päppelt die Wildkaninchen mit viel Liebe auf.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Kurz nach Ostern bereitete ein Baggerfahrer im Ortsteil Wiescheid ein Grundstück für die anstehende Bebauung vor. Plötzlich sah er, wie sich etwas in der großen Baggerschaufel bewegte. Beim Näherkommen entdeckte er zwischen dem Aushub drei kleine Fellknäuel, besser gesagt drei winzige Wildkaninchen. Sie waren wohl nicht mit der Mutter und vielleicht sogar noch Geschwistern geflüchtet. Was tun?

Der Unternehmer nahm Kontakt zu einem ihm bekannten Jäger, Stefan Krayer, Leiter des örtlichen Hegerings auf. Wie im Rheinland üblich „man kennt einen, der jemand kennt“, erinnerte sich Krayer an Bernd Ritzdorf, der „schon immer junge Igel, verletzte Vögel nd andere bedürftige Tiere aufgepäppelt hatte. Der Malermeister aus Langfort, bei dem die Eichhörnchen im Garten auch mal im Wohnzimmer eine Nuss suchen, entwickelte im Laufe der Jahre den Ehrgeiz, auch in scheinbar hoffnungslosen Fällen zu helfen.

Die beim Fund ungefähr fünf Tage alten Tierchen beschäftigen das Ehepaar Ritzdorf seitdem. Nachts, unter einer Rotlichtlampe, fühlen sie sich besonders wohl. „Sie liegen wie Touristen auf dem Rücken und genießen die Sonne“, erzählt der Ziehvater. In der Natur verlassen die Tiere nach ungefähr drei Wochen den Bau, der Pflegevater kennt also die zeitliche Befristung der Intensiv-Betreuung. Er weiß aber auch, dass das Muttertier mehrfach am Tag säugt. Also füttert er die aktuell rund 110 Gramm schweren faustgroßen Tiere regelmäßig. Seine Ehefrau hilft beim Festhalten der Kleinen und beim Umgang mit Schlauch und Spritze, um die Flüssignahrung in die kleinen Mäuler zu bringen.

Gefüttert wird Katzenaufzugsmilch, die mit Kamillentee versetzt ist. Um zu unterscheiden, wer schon an der Tränke war, hat Ritzdorf die Drillinge mit Filzstift dezent markiert. Das erleichterte auch die Namensgebung für „Rosalinde“, „Grünheide“ und „Blau“. Ein bevorstehender Kurzurlaub ändert nichts an seiner Fürsorge, das „Trio von der Baggerschaufel“ und das notwendige Equipment werden mitgenommen.

Das Wildkaninchen ist die einzige Art in der Gattung Altweltliche Kaninchen innerhalb der Familie der Hasen. Es ist die Stammform aller im deutschen Sprachraum bekannten Hauskaninchen. Wildkaninchen leben gesellig in mehr oder weniger großen Kolonien. Im Gegensatz zum Feldhasen hat das Wildkaninchen relativ kurze Ohren (sechs bis acht Zentimeter und ist mit 1,3 bis 2,2 Kilogramm deutlich zierlicher.