Jecker Zoch im Nieselregen
Originelle Kostüme, prächtige Wagen und gutgelaunte Narren — am Samstag verwandelte sich die Innenstadt in ein Farbenmeer.
Langenfeld. 14.11 Uhr Samstag in Langenfeld. Es nieselt. Pünktlich zum Start -des Rosensamstagzugs hat sich der angekündigte Regen eingestellt. Den Jecken entlang des Zugwegs macht das jedoch nichts aus. Sie sind bester Stimmung. Gegen Regen kann man sich schützen, doch viele Närrinnen trotzen mit kurzen Röckchen, Dekollée und kessen Hütchen dem Wetter. „Muss es denn ausgerechnet jetzt regnen?“ fragt Hans-Bernd aus Düsseldorf. In seiner Heimatstadt gibt es samstags keinen Zug. Deshalb kommt er gern nach Langenfeld. Das Motto „Jeder Jeck sich gern gesellt, zum Karneval in Langenfeld“ ist wie für ihn ausgedacht.
Viele Tausend, die die Solinger Straße, Fußgängerzone oder Hauptstraße säumen, dürften ihr Kommen nicht bereut haben. Sie erleben einen Zug, der sich durch bunte Vielfalt, prächtig kostümierte Gruppen und zahlreiche Prunkwagen mit mächtigen Aufbauten auszeichnet. Mehr als 70 Gruppen aus 36 Vereinen, 16 originelle Wagen mit Lokalkolorit begeistern die Menge. Die Karnevalsvereine setzen Glanzpunkte, Schulen, Sportvereine, die katholische Jugend und — zum ersten Mal — auch eine als Sparschweine ganz in Rosa Kostümen gekleidete Fußgruppe der Sparkasse sind dabei.
Der Schwimmverein macht auf sein 100-jähriges Bestehen in diesem Jahr mit einer großen Geburtstagtorte aufmerksam. Die Schießfrauen von St. Hubertus finden in ihren rot karierten Latzhosen, gelben Pullis und feuerroten Perücken den Beifall der Menge. Rund um das Dissmann-Haus der Awo knubbelt es sich. Viele Ältere, die regelmäßig herkommen, lassen sich den Zug nicht entgehen.
Jeder Wagen wird über Lautsprecher kommentiert, jede Gruppe herzlich begrüßt. Die Anwohner der Solingen Straße lehnen sich oft gefährlich weit aus den Fenstern, können den Zug jedoch aus bester Perspektive erleben. Auf der Straße sorgen Bollerwagen und aufgestellte Zelte dafür, dass sich die Schaulustigen auch von innen erwärmen können. Manfred Nitz von den Maltesern steuert seit Jahren deren Wagen, der gleich am Anfang des Zuges rollt: „Wir haben heißen Früchtetee an Bord, den wir den 60 Helfern von uns und dem DRK reichen, die schon seit Stunden im Einsatz sind.“
Das Tanzcorps Echte Fründe ist mit zwei Gruppen dabei, gleich dahinter mehr 200 Grundschüler der beiden vereinten Schulen in Richrath, als Krokodile verkleidet. Eindruck hinterlässt der Prunkwagen des Industrievereins, ein mächtiger 18-Tonner, auf dem auch Schüler der Metzmacherschule mitfahren. Sie hatten beim Wagenbau fleißig geholfen.
Der Wagen der Stadtwerke kommt als rollende Baustelle daher, um auf den Umzug noch in diesem Jahr hinzuweisen. „Feuer und Flamme für den RKV“, heißt dessen Losung, und Fußgruppe wie die Wagenbesatzung machen dieses Motto mit ihren Kostümen und Kopfschmuck sichtbar. Die Fußgruppe der HSV-Frauen präsentiert sich diesmal ganz zahm mit blauen Faltenröckchen und großen Engelsflügeln. Die tanzenden Rheinsternchen kündigen das Finale an, gefolgt von zehn Schimmeln, die die Reitergarde tragen. Der Prunkwagen der Prinzengarde stellt eine mächtige Trutzburg dar. Und dahinter der Prinzenwagen, mit den Tollitäten Heinrich I. und Brigitte I. hoch oben in einer weiß-goldenen, offenen Krone, denen das närrische Volk am Straßenrand zujubelt.