Jeden Tag auf Baby-Besuch
Die städtische Familienhebamme Sabine Burchardt gibt Eltern Starthilfe mit ihren Neugeborenen.
Langenfeld. Sabine Burchardt hat den schönsten Job der Welt — könnte man meinen. Als Familienhebamme der Stadt Langenfeld besucht sie jede Familie, der ein Kind geboren wird. In der vergangenen Woche hat sie das 1 111 Baby begrüßt. Im gestrigen Jugendhilfeausschuss wurde ihre Arbeit noch einmal vorgestellt.
Wie finde ich den richtigen Kinderarzt? Mache ich was falsch, wenn das Kind meiner Freundin schon durchschläft, meines aber noch nicht? Welche Nachsorge braucht ein Frühgeborenes? Sabine Burchardt hilft Müttern, Fragen wie diese zu klären.
Sie kommt ins Haus, wenn das Kind etwa acht Wochen alt ist und die von der Krankenkasse bezahlten Termine bei der eigenen Hebamme schon aufgebraucht sind. Sie bringt einen Gutschein für Babykurse, ein Buch über Babymassage und ein Informationspaket mit Langenfelder Adressen mit. „Eltern, die gut informiert sind, kommen auch gut mit ihren Kindern klar“, sagt die Hebamme.
Tanja Herrmann-Hurtzig kommt das Paket gerade recht. Die 39-Jährige ist seit acht Wochen Mutter des kleinen Oscar und erst kurz vor der Geburt aus Würzburg zu ihrem Mann nach Langenfeld gezogen. „Da kann ich Tipps für Anlaufstellen gut gebrauchen“, sagt sie.
Die Stadt legt Wert darauf, dass die Familienhebamme Eltern nicht unter die Lupe nehmen soll. „Ich bin eine Art soziale Kontrolle, aber keine Kontrolleurin“, sagt Burchardt. Seit Juni 2008 macht sie den Job. In der Zeit hat sie keinen Fall erlebt, der das Jugendamt auf den Plan gerufen hätte.
Sie weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Zuvor hat sie im Rheinisch-Bergischen-Kreis als Hebamme in Krisenfamilien gearbeitet, hat psychisch kranke und drogensüchtige Mütter betreut. Diese Erfahrungen geben ihr Gelassenheit. Daneben profitiert die 47-Jährige, die als Kind deutscher Eltern in Costa Rica geboren wurde, von ihrer Auslandserfahrung, unter anderem in Bolivien.
„Ich akzeptiere andere Methoden, mit Kindern umzugehen“, sagt sie. Für Sabine Burchardt ist es wichtig, Vertrauen zu den Müttern aufzubauen. Nur dann können schwierige Fragen geklärt werden: Wie verarbeite ich eine traumatische Geburt? Wie gehe ich als vormals beruflich aktive Frau damit um, plötzlich isoliert zu Hause zu sitzen? Burchardt kommt nur einmal zu Besuch. Ihr Ziel ist es, den Hilfsangebote zu zeigen.
Ihr Rat: „Mütter sollen Freude an ihren Kindern haben und sich nicht durch Schönwetter-Fotos in Elternzeitschriften verrückt machen lassen. Sie dürfen ruhig mal die Nachbarin eine Runde mit dem Kinderwagen drehen lassen — und dabei kein schlechtes Gewissen haben.“