Jeder Sprung macht Jaden besser

Der Neunjährige gilt als großes Talent auf dem Turm.

Monheim. Eigentlich hatte Klaus Fliescher mit dem Turmspringen abgeschlossen. Nach mehr als vier Jahrzehnten erfolgreicher Trainerarbeit. Sein Verein hatte sich aufgelöst. Es schien vorbei zu sein. Andere Projekte warteten.

Aber Lance Gregorchuk ließ nicht locker; telefonierte mehrfach und schickte schließlich eine Videodatei seines Sohnes Jaden. Seither ist Klaus Fliescher wieder auf dem Sprung. „Dieser Film hat meine Lebensplanung über den Haufen geworfen“, sagt der schnauzbärtige Trainer, während er im Monamare den Bereich vor dem Ein-Meter-Brett präpariert: Für Jaden Eikermann, neun Jahre alt, nach der Meinung von Experten eines der größten Turmspringertalente, dass es derzeit in Deutschland gibt.

Andere Kinder mögen älter oder größer sein oder auch mehr Talent haben als er, aber: „Keiner von denen trainiert so viel wie ich. Es dauert nur eine Sekunde, bis du vom Brett ins Wasser kommst. Für diese eine Sekunde trainiere ich tausend Mal, damit ich den Sprung ganz schön mache.“ Es sei ganz einfach ein tolles Gefühl, die Goldmedaille um den Hals gelegt zu bekommen, sagt der Viertklässler.

„Es beeindruckt mich, wie konzentriert Jaden zur Sache geht“, sagt Klaus Fliescher. Nach einem Sprung beschränkt sich der Trainer ganz oft auf die Frage, was denn nicht geklappt habe. „In mehr als 90 Prozent aller Fälle gibt mir Jaden dann die richtigen Antworten. Und er versucht, diese Fehler sofort beim nächsten Sprung auszumerzen.“

So beschränkt sich die Kommunikation zwischen Fliescher und Jaden oft auf Gesten. Daumen und Zeigefinger gespreizt? Das bedeutet: Jaden hat beim Absprung wichtige Zentimeter der Sprungbrettlänge verschenkt. Ein leichter Knick in der Hüft? Die Körperspannung muss verbessert werden. Nächster Sprung.

Bis zu sechs Mal pro Woche trainiert Jaden — sowohl im Sprungbecken als auch an Land: Kraft, Rotation, Körperbeherrschung. Momentan fahren ihn seine Eltern mehrfach pro Woche nach Aachen — zum Landesstützpunkt für Turmspringer.

Wer den Neunjährigen nach seinen Zielen fragt, bekommt vier Stationen aufgezählt: „Ich möchte Deutscher Meister, Europameister und Weltmeister im Turmspringen werden. Und dann zu den olympischen Spielen fahren“, sagt Jaden. Ein Zehn-Jahres-Programm; vom Alter her dürfte Jaden bei den Sommerspielen 2024 starten.