Kapelle in Monheim: Wischen für den lieben Gott

Vietnamesen mit katholischen Glauben pflegen die Marien- und die Josef-Kapelle ehrenamtlich.

<strong>Monheim. Die Lilien in der hohen Vase sind ganz frisch, die Weihnachtsbäume leuchten, Kinder der Lottenschule haben eine Krippe getöpfert mit der heiligen Familie, Hirten und Verkündigungsengel. Die St. Josef-Kapelle am Rhein ist zur Weihnachtszeit ein besonderes Schmuckstück. "Ein richtig kleiner Wallfahrtsort ist das geworden", sagt Christine Nguyen. Ihr liegt dieser Ort am Herzen. Genauso wie jene Menschen in Monheim, die in einem Land geboren sind, in dem die Buddhisten eindeutig in der Mehrzahl sind: die Vietnamesen.

In den 70er Jahren kamen sie aus Südostasien

In den 70er Jahren kamen viele aus Südostasien nach Monheim. "Das hatte keinen bestimmten Grund", sagt Christine Nguyen, die mit einem Vietnamesen verheiratet ist. Nguyen ist in Vietnam so geläufig wie in Deutschland der Name Müller. Die Städte wurden damals gefragt, wie viele Vietnamesen sie aufnehmen können. Auch Ba-Kain Hoang (64) und Ba-Kha Nguyen (46) wohnen schon lange in Monheim. Ihre Männer hatten sich auf der Kap Anamur kennen gelernt, später ihre Frauen nach Monheim geholt.

Diese Vietnamesen sind katholisch. Und das Weihnachtsfest feiern sie natürlich auch. "Vom vierten Advent bis Silvester werden Familie, Freunde und Bekannte besucht. Die mitgebrachten Geschenke sind zumeist selbst gemacht", sagt Christine Nguyen. "Ganz gläubige Menschen", sagt Christine Nguyen. Und als vor zwei Jahren die Marienkapelle renoviert wurde, sagten sich die beiden Frauen: "Das ist aber schmutzig hier. Wir putzen die Kapelle."

Die Josef-Kapelle und die Marienkapelle werden abwechselnd von Ba-Kain Hoang, Ba-Kha Nguyen und Christine Nguyen gesäubert. Heute ist die Marienkapelle an der Reihe. Eimer, Wischmopp und Lappen sind schnell im Einsatz. Der Staub auf den 15 Kirchenbänken verschwindet ebenso, wie die Schmutzspritzer auf dem Kirchenboden. "Wir machen das aus Liebe zu Gott", sagen sie, möchten eigentlich keinen Dank. "Das ist doch selbstverständlich."

Andere sehen das anders. Emil Drösser hat die beiden Frauen zuletzt beim Pfarrfest von St. Gereon sehr gelobt. Sie hatten Essen gekocht und der Erlös aus dem Verkauf kam einem guten Zweck zugute: dem Weltjugendtag 2008 in Sydney. "Wenn Geld nach Vietnam fließen soll, dann übergeben wir es am liebsten selbst", sagt Christine Nguyen. "Aber Spendengelder müssen nicht zwingend nach Vietnam fließen." Auch in Deutschland gäbe es Kinderarmut.

Marienkapelle Die gotische Kapelle wurde 1514 erbaut. Sie ersetzte ein Holzkapelle von 1418. Die Marien-Kapelle war damals Wallfahrts- und Schifferkapelle gewesen.

St. Josef-Kapelle Die St. Josef-Kapelle am Voigtshof ist 300 Jahre alt. Zum Jubiläum kam Weihbischof Rainer Woelki. Erbaut wurde die Kapelle von den Aschenbroichs, die unter den bergischen Landesherren Vögte waren.

Bewachung Wer in der Marien-Kapelle beim Wachdienst mithelfen möchte, damit das Kirchlein auch tagsüber stundenweise geöffnet sein kann, melde sich beim Pfarrbüro von St. Gereon. Tel. 1014910.