Karneval: Monnems Jecke fiere zesamme
90 Gruppen und 50 000 jubelnde Menschen an der sechs Kilometer langen Strecke — ein Rosenmontagszug der Superlative.
Monheim. „Es regnet heute natürlich nicht. Das habe ich den Vereinen schon vor vier Wochen versprochen“, erklärt Zugleiter Andreas Petruschke augenzwinkernd. Bei schönstem Sonnenschein startet der Monheimer Rosenmontagszug pünktlich um 14.11 Uhr. Der närrische Lindwurm, 90 Gruppen stark, macht sich auf den etwas etwa sechs Kilometer langen Weg Richtung Altstadt. Tausende Jecke säumen den Straßenrand, bunt kostümiert schunkeln und singen sie, immer dabei das kleine Körnchen oder das kalte Bier.
„Auf den Monheimer Zug freue ich mich immer“, sagt Annegret Schmieder aus Leverkusen. Und auch der Niederländer Jelte Lindeboum von der Musikkapelle Axel Jung lobt den Monheimer Zoch. „Wir haben schon oft bei Karnevalszügen in Deutschland gespielt. Hier ist es aber am schönsten. Heel mooie — sehr gut.“
Als dann doch ein kurzer Schneeschauer niedergeht, bringt das weder den Zug noch die Jecken aus dem Konzept. „Na ja, Pech“, sagt der bunt kostümierte Clown am Rande des Zugweges. „Da hinten kommt die Sonne wieder durch“, ruft seine Begleiterin, „man muss immer optimistisch sein.“ Hatten die Karnevalisten optimistisch gedacht, als sie das Sessionsmotto wählten? „Jitz hammer Rothuuscenter drei, en Stadthall es wedder nit dohbei“.
Das Rathauscenter „Monheimer Tor“ und die Stadthalle als Holzgerüst tauchen öfter im Rosenmontagszug auf. Das Motto hatte den Wagenbauern Spielraum für Ideen gegeben. Doch an Reichtum und Kommerz hatten die wenigsten gedacht. Dafür umkreisen jede Menge Pleitegeier die Gänselieselstadt. Die Pfingstler glänzen mit ihren Vogelkostümen im Zug. „Dat Monnemer Tor wor en jroße Feier, doch üwerm Center kreist der Pleitegeier“, so ihr Motto.
Die Mohneimer Mädchen haben sich mit ihren Bienen- und Blumenkostümen viel Mühe gegeben, ebenso die Marienburggarde Burgfrauen in ihren aufwendigen grün-goldenen Kleidern aus Halbsamt. Die Gruppe „Jecke Engelsche“ ist immer ein Hingucker. Sie haben sich als Pfauen verkleidet. Preisverdächtig.
Monika Greisbach, Tochter Steffi und Enkelkind Jan von den Maatplatzjecke haben sich als Vogelscheuchen verkleidet. „Wir machen in der dritten Generation mit im Zug. Uns ist es wichtig, auch die Kleinsten zu integrieren. Das Brauchtum halten wir hoch“, sagt Monika Greisbach, vor 39 Jahren eines der Gründungsmitglieder der historischen Karnevalsgesellschaft. Im nächsten Jahr soll auch Nila, jetzt 18 Monate alt mitziehen.
Vom Wagen des Baumberger Bürgervereins (BAB) begrüßt Klaus Köhler die vorbeiziehenden Fußgruppen und Wagen, Bürgermeister Daniel Zimmermann in der Fußgruppe von Peto grüßt zurück. Die Blaumänner, die an der Stadthalle herumwerkeln, kommen wieder gut an. Einige Fußgruppen und Wagen kennt er bereits vom Veedelszoch, der am Sonntag durch Baumberg zog. So auch der Pipelinewagen, aus den Kölsch und Alt durch die Leitungen fließen.
Die Anspannung der letzten Stunden beim Prinzenpaar Jörn I. und Lisa ist gewichen. „Wir freuen uns jetzt nur noch“, sagt die Prinzessin. Die Wochen nach dem Elften im Elften seien auch sehr anstrengend gewesen, sagen die Tollitäten. Doch jetzt werfen sie Strüssje, winken, lachen und lassen sich von den Narren am Zugrand tausendfach hoch leben.