Klassiker als schwere Kost

„Harry und Sally“ ist als Film ein Kult. Um so mutiger war es, daraus eine Bühnenfassung zu machen. Das gelang nicht immer. Aber das Publikum fand es meist gut.

Monheim. Wer erinnert sich nicht an die Orgasmusszene im Filmklassiker „Harry und Sally“ von 1989. Für die, die sie nicht mehr präsent haben: Harry und Sally sitzen in einem Imbiss in New York und Harry behauptet, dass Frauen ihm keinen Orgasmus vortäuschen können. Sally überzeugt ihn laut vom Gegenteil, indem sie einen Höhepunkt vorspielt, der die Aufmerksamkeit des ganzen Restaurants auf sie zieht. Am Samstagabend konnten etwa 450 Zuschauer in der Aula die Szene live miterleben.

Das Ensemble der „Komödie am Altstadtmarkt“ aus Braunschweig war mit der Bühnenfassung von „Harry und Sally“ nach Monheim gereist und überzeugte das Publikum. Ein schwerer Stoff, den sich TV-Serienstar Andreas Elsholz (spielte Harry) und Sabine Menne (Sally), bekannt aus TV-Klamauk, wie „Weibsbilder“ und „Mensch Markus“, da schauspielerisch widmeten. Vergleiche mit den Vorbildern Billy Christal und Meg Ryan lassen sich nicht vermeiden, denn die Bühnenfassung von Marcy Kahan in der Regie von Florian Battermann lässt wenig Eigenständigkeit im Handlungsverlauf zu.

Die witzigen Dialoge über den immerzu schwelenden Konflikt zwischen Mann und Frau sind größtenteils eins zu eins aus dem Film übernommen, nur leider nicht so schlagfertig vorgetragen, wie zu Meg Ryans und Billy Christals Zeiten. So verhaspelt sich Andreas Elsholz an einigen wichtigen Stellen. Und auch die Reaktion von Sabine Menne ist oft einfach zu langsam.

Die weniger bekannten Nebendarsteller Leena Fahje (spielt Sally Freundin Mary) und Andreas Werth (Harrys Freund Jack) hingegen machten auf der Bühne unglaublich Spaß. Herausragend die Restaurant-Szene, als Jack und Mary, die eigentlich mit Harry und Sally verkuppelt werden sollten, sich auf einmal blendend verstehen. Fahje und Werth lassen in dieser Szene die Hauptdarsteller ziemlich in den Hintergrund rücken und werfen sich gekonnt die Bälle des Dialogs zu, so wie man es eigentlich von Harry und Sally erwartet hätte.

Das Stück zieht sich zum Ende hin unnötig in die Länge. Ohne weitere Überraschungen und Höhepunkte plänkelt das Stück vor sich hin, bis zur bekannten Schlussszene.

Harry macht Sally endlich das Liebesgeständnis. Und Sally, verletzt von Harrys ständiger Macho-Tour, erwidert gerührt: „Du sagst solche Sachen und machst es mir damit unmöglich, dich zu hassen. Und ich hasse dich Harry. Ich hasse dich.“ Küssend erwarten sie den Schlussapplaus.

Den bekommen sie. Denn dem Publikum hat es gefallen. „Ich finde es für die Bühne schon sehr gut umgesetzt“, sagt Petra Gerke (58). Doch auch kritische Stimmen gibt es unter den Zuschauern. „An die Schauspieler aus dem Film kommen die hier nicht heran“, sagt Ulrich Hackenbeck (52). Die wohl schwerste Kritik bot ein Herr in einer der letzten Reihen, der bereits im ersten Teil mit lautem Schnarchen das Publikum belustigte.