KÖB St. Josef: Verjüngungskur mit 100
Die Katholische Öffentliche Bücherei St. Josef besteht seit einem Jahrhundert. Sie will weg vom verstaubten Image.
Langenfeld. Im Schatten der St. Josefkirche schmiegt sie sich an den katholischen Kindergarten: Die Katholische Öffentliche Bücherei St. Josef ist eine von fünf „KÖBs“ in der Stadt und feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Mindestens 100 Jahre, denn im Archiv des Borromäusverein, dem Netzwerk für Büchereiarbeit der katholischen Kirche, findet man bereits 1889 erste Eintragungen über die KÖB St. Josef. Barbara Huppert vom Leitungsteam der KÖB St. Josef hat das recherchiert: „Es gab also bereits eine Bücherei, jedoch wurden erste Ausleihen erst im Jahr 1911 verzeichnet.“
Mit einem Bestand von 793 Büchern startete die katholische Bibliothek damals. Diese wurden in dem Jahr an 260 Leser verliehen. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1946, stieg die Zahl der Ausleihen extrem an. 18 000 Mal wurden die Bücher in dem Jahr verliehen. „Die Stadtbücherei, die damals noch Volksbücherei hieß, hatte nach dem Krieg vorerst geschlossen, weil der Bestand neu sortiert und von nationalsozialistischer Propaganda-Literatur gereinigt werden musst“, weiß Marco Klatt vom Stadtarchiv Langenfeld. Das mag ein Grund dafür sein, warum die Katholische Bücherei in dem Jahr einen so enormen Aufschwung erlebte.
Heute besitzt die KÖB St. Josef etwa 4000 Bücher, Zeitschriften und CDs. Im Jahr können knapp 6000 Ausleihen verbucht werden. Die Ausleihe ist kostenlos. Seit einigen Jahren sinken die Zahlen der Ausleihen allerdings. Vor allem Kinderbücher bleiben in den Regalen liegen, weiß Barbara Huppert vom Bücherei-Team. „Das mag vor allem an den vollen Stundenplänen der Kinder liegen. Die meisten haben ja sehr lange Tage, die voll sind mit Schule, Hausaufgaben und dann noch irgendwelchen Hobbys, Tanzen, Fußball oder Reiten. Da bleibt keine Zeit mehr zum Lesen.“
Dabei haben die Mitarbeiter der KÖB sogar eine kleine Kinderspielecke eingerichtet, Brettspiele und bunte Kinderbücher stehen in einem niedrigen Regal zur direkten Ausleihe bereit. Für die Aktualität ist Claudia Moringen-Krebs zuständig. Sie kümmert sich um die Anschaffung neuer Bücher. „Die Katholische Öffentliche Bücherei muss gegen viele Vorurteile ankämpfen“, sagt Moringen-Krebs. „Alte Frauen und alte Bücher, die nur geistliche Inhalte bieten: Das sind so die Vorurteile, die Leute haben“, erzählt Barbara Huppert. „Das stimmt aber schon lange nicht mehr.“
In den Regalen, die in der kleinen Bücherei stehen, findet man zwar auch die Bibel und eine christliche Zeitschrift, doch überwiegen aktuelle Bestseller, Krimis, historische Romane und Kinderbücher. Mehr als 20 Ehrenamtler tragen dazu bei, dass die Bibliothek an vier Tagen in der Woche öffnen kann. Die familiäre Atmosphäre ist es, die die meisten Kunden herzieht. „Man tauscht sich über die gelesenen Bücher aus.“ In Konkurrenz zur Stadtbücherei stehe die KÖB nicht. Und auch mit den vier anderen Katholischen Öffentlichen Büchereien arbeitet St. Josef eher zusammen, als dass man sich im Wettbewerb befinde, so Huppert. Trotzdem freue man sich, wenn jetzt zum Jubiläum viele neue Leser in die Bücherei kämen. Vielleicht kann dann irgendwann der Rekord von 1946 sogar gebrochen werden.