Kultur auch für schwächer gestellte Bürgern

Eine Initiative ermöglicht finanziell schwächer gestellten Bürgern ab sofort kostenlose Theater- und Konzertbesuche.

Monheim. Ob sie nun von Hartz IV leben müssen oder sonst auf Sozialhilfe angewiesen sind: Diese Menschen sind sicher nicht die regelmäßigen Besucher kultureller Veranstaltungen. Aber genau das soll sich — zumindest teilweise — ändern. Sebastian Bünten, Geschäftsführer der Marke Monheim, präsentierte am Montag das Projekt „Kulturplatz Monheim“.

Mit im Boot sind die Stadtbücherei und deren Förderverein Pro Literatur. Das Ziel: Alle Menschen dieser Stadt, auch die finanziell weniger gut gepolsterten, sollen teilhaben können an den Angeboten vom Theater über das Kammerkonzert bis zum „Jazz im Turm“.

Die Grünen machten vor knapp einem Jahr den Vorstoß. „Wir hatten von Projekten in anderen Städten wie Ulm gelesen und gedacht: Warum nicht auch in Monheim?“, sagt Jörg Schwenzfeier-Brohm. Bei den anderen Fraktionen stieß das auf ein breites Nicken. Doch wer sollte es ankurbeln? Da traf es sich gut, dass Schwenzfeier-Brohm auch bei Pro Literatur aktiv ist und somit über einen kurzen Draht zur Bibliothek verfügt.

Künftig wird die Bücherei an der Tempelhofer Straße jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr einen Raum zur Verfügung stellen. Dort warten dann Ehrenamtler von Pro Literatur auf Mitbürger, die zwar auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, aber dennoch am kulturellen Leben teilnehmen wollen. Sie müssen sich einmalig registrieren lassen und entsprechend ausweisen. „Dann können sie angeben, was sie gerne sehen würden“, sagt Cornelia Gellwitzki-Müller, Vorsitzende von Pro Literatur. Ausgeschlossen sind Kabarett und Comedy.

Das Kartenkontingent kommt von Marke Monheim. Dort weiß man beispielsweise mittwochs, wie der Vorverkauf für das Theaterstück am Samstag bisher gelaufen ist. Und die Erfahrungswerte sagen, dass von den übrig gebliebenen Tickets 30 Prozent kostenlos herausgegeben werden können. Denn die Nachfrage an der Abendkasse ist so hoch dann doch nicht mehr.

Pro Literatur schaut dann in den Listen nach, wer Interesse hatte, und benachrichtigt sie. Die Karten werden unkompliziert an der Abendkasse hinterlegt und können bei Vorlage des Personalausweises abgeholt werden. Weiterverkauf ist verboten.

„Es sind gleich zwei Dinge, die wir damit auf die Beine stellen: Wir beteiligen auch Monheimer am kulturellen Angebot, die sonst nicht so sehr in den Genuss kommen. Und für die Künstler ist es auch schöner, vor vollem Haus zu spielen“, sagen Bünten und Schwenzfeier-Brohm.

Und dass tatsächlich nicht wenige das Angebot nutzen werden, lässt eine Zahl vermuten, die Büchereileiter Martin Führer nennt: „Rund 100 Monheimer nutzen die für sozial Schwache ermäßigte Ausleihe in den Bibliothek.“ Freilich ist das Potenzial noch erheblich größer. Denn in Monheim gibt es 1700 sogenannte Bedarfsgemeinschaften. Das sind etwa 3800 Menschen, die staatliche Hilfe brauchen.

Start für das Projekt ist bereits am kommenden Donnerstag. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 02173/951 777. Und Bünten hofft, dass sich auch andere kulturelle Anbieter, zum Beispiel die Karnevalisten, der Aktion anschließen.