Labor benötigt ständig frisches Blut für Forschung zu Mücken

Ein Besuch bei Bayer CropScience in Monheim. Dort arbeiten die Forscher an Mitteln gegen die todbringende Malaria-Mücke.

Foto: Matzerath

Monheim/Leverkusen. Es ist schon eine Weile her. Da war das Privatfernsehen zu Besuch. Es ging um die gefährlichsten Tiere der Welt. Und hier, bei Bayer CropScience in Monheim in der beschaulichen Stadt am Rhein, da sollten sie leben: die Monheimer Malaria-Mücken.

Wer zum ersten Mal das schwül-warme Labor betritt und kurz darauf vor dem gläsernen Kasten mit der Mückenart Anopheles gambiae steht, fasst sich unweigerlich an den Arm oder den Kopf. Denn da ist plötzlich diese Sorge. Schließlich überträgt diese Mückenart eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Erde, die tödlich ausgehen kann: Malaria. Ein Stich genügt, und die Krankheit breitet sich im Körper aus.

Dr. Günther Nentwig, Laborleiter

Wie gefährlich ist das dann hier in der Mückenzucht? Dr. Günther Nentwig beruhigt. „Die Mücken hier enthalten natürlich keinen Erreger“, sagt er. Kein Erreger bedeutet kein Malaria. Er muss es wissen. Er ist der Leiter des Labors. Aber wenn man in so einem Labor ein- und ausgeht, wird man dann hin und wieder auch gestochen? Ja, schon. Stiche seien zwar nicht an der Tagesordnung, aber auch keine Seltenheit. Ihre Nahrung bekommen die Blutsauger aber eigentlich woanders her.

Mehrere Zehntausend Mücken müssen durchgefüttert werden. „Pro Woche benötigen wir zwischen 50 und 100 Milliliter Blut“, sagt Nentwig. Das kommt von Rindern nahegelegener Unternehmen nach Monheim. Hinzu kommen gut 50 000 Larven. Und was macht Bayer mit seinen Zucht-Mücken? Experimentieren. Es geht um Resistenzen, um Insektizide und um Medikamente. Einige Mücken sind weniger, andere deutlich stärker resistent gegen Insektizide. Das Ziel der Forscher: bestehende Mittel weiter- und neuen Insektenschutz entwickeln. Ähnlich wie Krankheitserreger verändern sich auch Mücken durch Mutation und werden resistent gegen häufig verwendete Insektizide. Bis zu acht Jahre nehme die Entwicklung eines Mittels in Anspruch, so Nentwig. Die verschieden resistenten Mücken und -arten werden mit den Mitteln konfrontiert. Sterben sie, sei ein wichtiger Schritt getan.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe zwei Strategien für die Bekämpfung von Malaria in Afrika, erklärt Nentwig. Das Sprühen von Insektiziden im Haus und die Verwendung von Bettnetzen, bei denen ein Insektizid in die Netzfaser eingearbeitet ist. An der Entwicklung ist auch Bayer beteiligt. In Afrika deckt unter anderem Unicef die Menschen mit den Netzen ein. Es heißt, das Infektionsrisiko könne durch sie um bis zu 50 Prozent verringert werden. 2015 starben weltweit 440 000 Menschen an Malaria — 40 Prozent weniger als noch im Jahr 2000.