Landwirte mahnen zur Anleinpflicht

Bauern und auch Förster sorgen sich nicht nur um ihr Land, sondern auch um Tiere, die auf ihren Grundstücken Schutz suchen.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. Das Thema ist nicht neu — und doch jedes Jahr wieder aktuell: „Hunde gehören an die Leine, außer auf Waldwegen und Freilaufflächen“, sagt Stefan Krayer, Vorsitzender des Hegerings Langenfeld. Anlass für diesen Appell an alle Hundebesitzer ist der Ärger der Landwirtin Christine Weeger. Zum Tier- und Naturschutz legen Landwirte Flächen entlang ihrer Äcker still. Dort sollen Vögel im höheren Gras ihre Eier ablegen und ausbrüten können. „Zum Beispiel Fasane, Kiebitze und Lerchen, aber auch Hasen und Kaninchen haben dort ihre Kinderstube“, sagt Förster Karl Zimmermann.

Ricken legen hier ihre Rehkitze ab. Wenn aber freilaufende Hunde durchs Gestrüpp jagen, findet das Wildtier keine Ruhe“, sagt Zimmermann. „Selbst, wenn der Hund das Reh nicht reißt und nur daran schnuppert, nimmt die Mutter es nicht zurück, weil es nach Feind riecht. Es stirbt.“

„Bei einigen Hundebesitzern kann man da nicht auf Einsicht und Vernunft setzten“, sagt Christine Weeger aus Erfahrung. „Wir haben schon begonnen, unsere Freiflächen am Rietherbach einzuzäunen, um sie vor Hunden zu schützen.“ Das sei aufwendig und teuer, und darüber hinaus seien die Zäune schon wieder aufgeschnitten worden. Der Ärger der Wildtier-Freunde ist groß. Auch nicht eingezäunte Flächen seien kein Niemandsland, sagen sie. „Die Leute meinen immer, wo kein Zaun steht, da dürfen sie und ihre Tiere laufen“, sagt Krayer, „aber das ist nicht so. In Langenfeld gilt fast überall Anleinpflicht.“

Und wenn man Herrchen und Frauchen, die sich daran nicht halten, anspreche, reagierten die meist frech und verständnislos, sagt Weeger. Nicht alle Hundebesitzer seien so rücksichtlos, betont Zimmermann, „aber 15 Prozent. Und die machen alles kaputt.“ Ein Rehkitz beispielsweise bleibt bei Gefahr sitzen und ist für jeden nicht angeleinten Hund eine einfache Beute. Und wenn sich das Tier doch aufscheuchen lässt, wird es gehetzt und landet nicht selten im panischen Lauf in einem Zaun und verendet oder wird auf der Straße totgefahren. „Die gleiche Sorge, die man für sein Haustier aufwendet, sollte man doch auch einem Wildtier gönnen“, sagt Krayer. Beizukommen ist den Hundebesitzern nur schlecht, ist die Erfahrung von Landwirt Alois Kals aus Reusrath. Außerdem herrsche vielfach Unkenntnis. „Die meisten können eine Wiese nicht von einem Feld unterscheiden. Sie lassen ihre Hunde im Getreide oder im Rübenfeld umher tollen und ihr Geschäft machen, ohne Rücksicht darauf, dass die Pflanzen dort vielleicht zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Manchmal komme ich mit dem Traktor nicht durch meinen Acker, weil dort Hunde laufen“, sagt Kals verärgert. „Und es sind nicht nur die Einheimischen, die ihre Vierbeiner zum Beispiel in Richrath am Rietherbach von der Leine lassen. Hier ist es schön zum Laufen. Und die Leute kommen aus Hilden, Solingen und Düsseldorf, öffnen die Heckklappe des Wagens und lassen ihre Vierbeiner raus.“ Freundliche Ermahnungen wegen der Hinterlassenschaften enden meistens im unangenehmen Streitgespräch.

Auch das Naturschutzgebiet Fuhrkamp ist Anlaufstation vieler Hundebesitzer. Obwohl Schilder dort die Anleinpflicht vorschreiben, hält sich kaum jemand daran. Auch hier werden Wildtiere in Gras und Gebüsch von Hunden aufgeschreckt. Schlimmer noch seien jedoch die vielen Querfeldein-Spaziergänger, die sich nicht an die offiziellen Wege halten und sich ihre eigenen Pfade entlang des Baches und durch die Wiesen bahnen. So wird die Ruhe von Flora und Fauna erheblich gestört.

Hundebesitzer scheuten sich offenbar nicht, mit dem Seitenschneider Schutzzäune einfach durchzuschneiden. Zehnmal sei das bisher passiert, sagt Pressesprecher Andreas Voss. „Es ist nicht nur kostspielig, sondern auch schade und traurig, wenn wir jetzt überall stabile Bauzäune aufstellen müssen.“