Langenfeld: 650 Autos täglich - Wolfhagener Straße von Pendlern überrollt

Verkehr: Die Anliegerstraße wird als Abkürzung genutzt. Anwohner protestieren, doch Polizei und Stadt weisen sich gegenseitig die Schuld zu.

Langenfeld. Der schnellste Weg von der B8 nach Richrath hinein und umgekehrt ist wohl die Wolfhagener Straße. Die Sache hat allerdings einen ganz gewaltigen Haken: Es handelt sich um eine Anliegerstraße. Doch das schert offensichtlich immer weniger Langenfelder, die munter die vermeintliche Abkürzung nehmen und denen Tempo30 dabei auch noch egal ist - wie protestierende Anwohner erzählen.

Doch was tun? "Da ist die Polizei gefragt", ist das für Beigeordnete Marion Prell eine ganz klare Rollenverteilung. Denn der ihr unterstellte Ordnungsdienst hat gar keine rechtliche Handhabe, Autofahrer anzuhalten. Das bestätigt Ulrich Löhe von der Kreispolizei. Freilich schiebt er den Schwarzen Peter erst einmal zurück an die Stadt. "Wenn wir als Polizei jetzt auch noch kontrollieren sollen, wer da Anlieger ist, dann haben wir ja gar keine anderen Kapazitäten mehr. Und was soll das bringen, wenn wir da eine Stunde kontrollieren? Dann bleiben am Tag immer noch 23Stunden."

Anwohnerin Alma Papst hat dafür Verständnis: "Hier sind schon immer viele Autos vorbeigefahren. Wenn die Polizei kontrolliert hat, wurde es dann nur vorübergehend weniger."

Für Ulrich Löhe muss erst einmal von der Stadt überprüft werden, ob das mit den vielen Autos überhaupt stimmt. Und die baulichen Gegebenheiten muss sich die zuständige Stelle ebenfalls ansehen. Oft reichten Fahrbahnverengungen und ähnliches, um die Straße für Durchgangsverkehr uninteressant zu machen.

Das wiederum will Wolfgang Honskamp, seines Zeichens Leiter des städtischen Tiefbauamtes, so nicht auf sich sitzen lassen. "Das Problem ist nicht neu. Wir haben teilweise Fahrbahnverengungen vorgenommen. Pfosten wollten die Anwohner nicht. Denn dann könnten sie nicht mehr nach Richrath rein. Außerdem ist es nicht nur eine Anlieger- sondern auch Fahrradstraße. Da muss besonders vorsichtig gefahren werden. Aber ich habe kürzlich noch selbst beim Radeln erlebt, wie da Autos entlangrasen." Die Beschilderung ist für Honskamp absolut ausreichend.

Und auch in Sachen Überprüfung, ob tatsächlich viele Autos dort entlang fahren, habe man von Seiten der Stadt die Hausaufgaben gemacht. "Eine Zählung ergab 650Fahrzeuge am Tag. Das können beim besten Willen nicht die paar Anlieger sein. Hier ist klar die Polizei am Zuge", fordert der Leiter des Tiefbauamtes.

Sollte die doch noch eingreifen, wird es tatsächlich ein erheblicher Aufwand - wenn man tatsächlich nachweisen will, dass es sich nicht um Anlieger oder deren Besucher handelt. "Da braucht doch nur einer zu sagen, er will zu seinem Freund Gustav. Wie sollen wir das Gegenteil beweisen. Da müssen wir ja schon mit zum Freund und prüfen, ob das stimmt", sagt Polizist Löhe. Um tatsächlich einen relativ schnellen Beweis zu haben, gebe es eigentlich nur die Möglichkeit, durch mehrere Kontrollpunkte zu belegen, dass der Autofahrer in einem durchgefahren sei. "Aber da stehen Aufwand und Erfolg nun wirklich in keinem Verhältnis mehr", so Löhe. Und das gilt nicht nur personell. Denn das Verwarngeld liegt schließlich bei gerade einmal 20 Euro.