Neues Parksystem Langenfeld Ärger übers Parken geht weiter
Langenfeld · Kritik und Ärger über das neue Parksystem in der Langenfelder Innenstadt reißen auch gut zwei Wochen nach Einführung nicht ab. Vor allem Ältere fühlen sich von der Digitalisierung überrollt.
Das neue, kameragesteuerte, digitale Park- und Bezahlsystem in Langenfeld sorgt immer noch für Unmut. Ein Punkt, der besonders bei älteren Menschen zu Verunsicherung führt, ist, dass nicht mehr mit Münzen bezahlt werden kann, sondern nur noch mit Karte, per Smartphone oder vom heimischen Rechner aus. „Doch was als bequemes und stressfreies Parken beworben wird, ist ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Hier geht es um Bevormundung“, schimpft die Langenfelderin Ulrike Achtermeier. „Es wird so getan, als ob das Bargeld abgeschafft worden wäre. Aber solange Bargeld ein Zahlungsmittel ist, entscheidet der Kunde/Konsument, wie er bezahlen will und nicht die SEG.“ Achtermeier fühlt sich mit der „Brechstange“ in die Digitalisierung getrieben und geht davon aus, dass es vielen anderen Menschen auch so geht. „Ältere Menschen, die auch in unserer Stadt einen hohen Anteil ausmachen, reagieren verunsichert“, kritisiert sie. Ihr zweiter Kritikpunkt ist das angedrohte „Bußgeld“ in Höhe von 47 Euro. Das findet sie grotesk und droht mit dem Amtsrichter.
Kein Recht auf
Zahlung mit Bargeld
Doch ganz so einfach ist es nicht. Elisabeth Schoemakers von der Verbraucherzentrale Langenfeld kennt die Problematik aus ihrer Arbeit als Beraterin. „Die Entwicklung geht immer mehr ins Digitale“, sagt sie. „Es gibt kein Recht darauf, mit Bargeld zahlen zu können. Das ist die Zukunft.“ Sie sieht viel Arbeit auf die Langenfelder Verbraucherzentrale zukommen, wenn die ersten Parkkunden die Rechnung für nicht bezahlte Parkgebühren bekommen. „Die ausgewiesenen 47 Euro sind nicht mit einem städtischen Bußgeld zu vergleichen“, erläutert sie. Denn betrieben werden die öffentlichen Parkhäuser und Parkplätze jetzt von einem privaten Anbieter, von der Peter Park System GmbH. Diese müsse die Logistik und das Personal für die Abrechnungen bezahlen, erläutert sie. Problematisch für die Verbraucherzentrale sei, dass die erhöhten Gebühren nicht angemahnt werden müssen. „Denn die Kunden sehen die Schilder, auf denen der Betrag steht“, sagt sie. Ein Inkasso-Unternehmen treibe die oft überzogenen Abrechnungen ein. Bei Nichtbezahlen der regulären Parkgebühren werden in Langenfeld 47 Euro pro Tag fällig.
Das sieht das Betreibermodell mit einem externen Anbieter so vor. So hat die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG (100-prozentige Stadttochter) es in ihrer Informationsvorlage an die Politik geschrieben. „Das Geschäftsmodell aller Anbieter basiert auf der Grundlage, dass für den Fall, dass ein Parkvorgang mit der Ausfahrt endet, ohne dass der Nutzer der Parkfläche die angefallenen Parkgebühren bezahlt hat, ein erhöhtes Parkentgelt fällig wird. Der ,vergessene’ Bezahlvorgang kann allerdings noch bis zu 24 oder 48 Stunden nach erfolgter Ausfahrt digital nachgeholt werden.“ Die Stadt Langenfeld selbst entscheide nur über die Höhe der Parkgebühren und die Parkzeitintervalle.
Mit dem neuen System will auch die Stadt ihre Kassen füllen. Denn die SEG, die die Parkhäuser viele Jahre in Eigenregie bewirtschaftet hat, hat regelmäßig Defizite eingefahren – im vergangenen Jahr waren es 300.000 Euro. Die Stadt selbst hat mit der Bewirtschaftung der straßenbegleitenden Parkplatze um die 195.000 Euro erwirtschaftet. Nach der Erhöhung der Parkgebühren um 50 Prozent von 0,50 auf einen Euro/Stunde erwartet die Stadt durch die Umstellung 470.000 Euro, auch, weil die das Budget der SEG nicht mehr ausgleichen werde müssen.
VBZ-Beraterin Schoemakers zeigt Verständnis für ältere Menschen, die mit dem neuen System nicht klarkommen. Sie sieht auch das Problem – ähnlich wie Apothekerin Petra Schulze – dass weniger Menschen in die Langenfelder City kommen werden. „Denn die lange gar nicht erhobenen und bis jetzt moderaten Parkgebühren waren eine gute Werbung für die Innenstadt.“
Thomas Küppers, Geschäftsführer der SEG und Planungsdezernent, zeigt wenig Verständnis für die Diskussion. „Wir machen hier ein Angebot mit mehr Service“, sagt er. Die Brötchentaste mit 15 freien Parkminuten sei ein Geschenk der Stadt. Außerdem würden 18 Hilfskräfte unterwegs sein, die in den ersten Wochen bei der Umstellung helfen. Ziel der Stadt sei es, die Digitalisierung voranzutreiben.