Langenfeld: Als eingetragener Verein will die Awo weiter eigene Wege gehen
Die Awo will die Personalhoheit für ihre Mitarbeiter behalten und das Haftungsrisiko für den Vorstand begrenzen.
Langenfeld. Das war keine der üblichen Jahreshauptversammlungen für die Arbeiterwohlfahrt(Awo). Es sollte um die "Zukunft des Awo-Ortsvereins" gehen. Das zog: Das Siegfried-Dissmann-Haus an der Solinger Straße war mit gut 100 Mitgliedern überfüllt.
Vorsitzende Birgit Mazocha(51) umriss die Fragestellungen, die für die Zukunft des Sozialverbandes. "Es geht um zwei Probleme: Bei einem Jahresumsatz in einer Größenordnung von knapp 800 000 Euro liegt das Haftungsrisiko ausschließlich bei den Vorstandsmitgliedern", sagte sie. Zweitens gelte es, die Zukunft der 40 hauptamtlichen Mitarbeiter langfristig zu sichern.
Die Lösung sieht der Vorstand in einer veränderten Rechtsform: Die Awo Langenfeld soll ein eingetragener Verein werden. "Damit würde vor allem ein Problem gelöst. Wir wären nur noch beschränkt haftbar", so Vorstandsmitglied Uwe Reuker.
Dagegen hat der Awo-Kreisverband Mettmann den zehn Ortsvereinen einen Vertrag zukommen lassen, damit im Einvernehmen die Verantwortung für Vertragsabschlüsse mit den Beschäftigten auf den Kreisverband übergeht. Die Langenfelder befürchten laut Mazocha: "Wir würden die finanzielle Selbständigkeit weitgehend verlieren und müssten Weisungen aus Mettmann ausführen."
Rainer Bannert, Geschäftsführer des Kreisverbandes, wies darauf hin, dass durch die Satzung der Awo auf Bundesebene ein eigener Geschäftsbetrieb auf Ortsebene nicht zulässig sei. "Keiner kann sich leisten, dass ein Ortsverein pleite geht", sagte er. Das Arbeitgeber-Risiko solle deshalb auf den Kreis übergehen.
Zu der Befürchtung, dass damit auch die Eigenständigkeit vor Ort verloren geht, versicherte Bannert auf Nachfrage der WZ: "An der Handlungsfreiheit ändert sich nichts. Die Entscheidungshoheit bleibt hier."
Das Für und Wider der künftigen Rechtsform für den Ortsvereins löste eine lebhafte Diskussion aus, die Marlies Lüth souverän leitete. Zum Schluss ließ sie über einen Kompromissvorschlag abstimmen: Die Entscheidung wird vertagt, aber der Vorstand daruf verpflichtet, sich bei den Delegierten-Konferenzen auf Kreis- und Bezirksebene im Herbst dafür einzusetzen, dass klare Verhältnisse geschaffen werden. "Es besteht die Angst, dass die Arbeit vor Ort von irgend jemand gedeckelt wird", brachte Marlies Lüth die Sorge auf den Punkt.
"Ich werde für das e.V. kämpfen. Weil wir alle zur Awo gehören, kann es aber nur um eine einvernehmliche Lösung mit dem Verband gehen. Eine gerichtliche Auseinandersetzung würde uns alle beschädigen", meint Mazocha, die den Ortsverein seit sechs Jahren führt.
Unsterstützung im Bestreben möglichst eigenständig zu bleiben, findet der Ortsverein bei der Stadt: "Die Awo ist ein Stück Langenfeld, tief in der Stadt verankert. Wir haben viele Probleme gemeinsam gelöst, zum Beispiel bei der Nachmittagsbetreuung an den Schulen oder in der Seniorenarbeit. Kurze Wege sichern auch in Zukunft, dass Bedürfnisse rechtzeitig erkannt und angegangen werden", sagte Bürgermeister Magnus Staehler.