Pfarrfest in Langenfeld Bunte Feier rund um St. Josef – trotz Pfarrer-Suspendierung
Langenfeld · 20 Stände rund um die Kirche St. Josef in Langenfeld lockten viele Menschen an. Die mutmaßlichen Verfehlungen des Michael H. im Priesteramt waren kein Thema unter den Besuchern. Allerdings kämpft die katholische Kirchengemeinde nun mit einer bleibenden Personal-Lücke.
Kirchenbesuch: nein! Pfarrfest: immer! Von letzterem konnte man sich am Samstag überzeugen, als der Ankerpatz an der St.-Josef-Kirche im Herzen von Langenfeld fast überquoll vor Menschen jeden Alters und ganz besonders vielen Kindern. „Die Besucher der Messen werden immer weniger. Es kommen noch Ältere“, stellte Thomas Antkowiak, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates in Langenfeld, fest. Allerdings sei der Gottesdienstbesuch auch kein Maßstab, fügte Schwester Roswitha Fahrendorf an. Sie kommt aus Bad Münstereifel und arbeitet seit September vergangenen Jahres mit viel Elan als Mittlerin zwischen Gemeindemitgliedern, Ehrenamtlern und den Gremien der Pfarre. Wichtig sei der katholischen Kirchengemeinde, dass der Kontakt zum Menschen erhalten bleibe. Beispielsweise durch die sieben katholischen Kitas in Langenfeld. „Sie sind sehr beliebt“, sagte Antkowiak, „und werden von jungen Eltern bewusst ausgewählt.“ Außerdem habe es in diesem Jahr 187 Kommunionkinder gegeben, so Schwester Roswitha. „Das sind eine Menge.“ Und dann loben sie das sehr lebendige Pfarrfest mit den vielen Aktiven und Ehrenamtlichen. „Wir wollen da sein, wo die Menschen sind. Und wir wollen immer ansprechbar sein“, betonte Schwester Roswitha.
20 Stände luden ein zum Essen, Malen, Spielen oder einfach zum Reden: der Eine-Welt-Laden aus Richrath mit kleinem Angebot, ein Büchereiflohmarkt mit Schmökern, Kinderbüchern und Zeitschriften, ein Bilderbuch-Kino, die Malteser mit ihrer Feldküche, die Pfadfinder und die Kirche für Kinder sowie die hiesige koreanische Gemeinde von Christ-König zusammen mit Landsleuten der Düsseldorfer Gemeinde. Zusammen präsentierten die Koreaner ein imposantes Büffet ihrer asiatischen Leckereien, auf die sich die Kenner unter den Besuchern sofort stürzten. Viel Live-Musik gab es und Auftritte singender Kinder. Gemeindemitglieder hatten Kuchen gebacken. „Das machen sie immer sehr gerne. Und es ist immer genug“, so Antkowiak, der glücklich war nach einem Mini-Fest zur Ankerplatz-Eröffnung nun nach Corona wieder die volle Palette bieten zu können.
Pfarrfest trotz Schwierigkeiten mit einem Jahr Vorlauf geplant
Bereits vor einem Jahr habe man mit der Planung des Festes begonnen, erzählte Michael Flanhardt, geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Nach der Suspendierung von Pfarrer Michael H. am Pfingstwochenende wegen mutmaßlicher Verfehlung während der Amtsausübung war man unsicher: „Sollen wir das Pfarrfest überhaupt machen?, haben wir uns gefragt“, berichtete Antkowiak. „Aber dann waren wir der Ansicht, wie machen unser Pfarrfest nicht von einem Pfarrer abhängig. Wir machen weiter.“ Schließlich sei Michael H. pastoral in Langenfeld so gut wie gar nicht in Erscheinung getreten – eher in Monheim. Er habe vor Ort nur eine Verwaltungsfunktion gehabt.
Die personelle Lücke, die er hinterlässt, merkt die Kirchengemeinde jedoch. „Mit zwei aktiven Priestern und drei Ruheständlern werden wir unsere Messen auf jeden Fall reduzieren müssen“, kündigte Flanhardt an. „Und neue Priester bekommt man so schnell nicht.“ Einen solchen Beruf mit einer Lebensform zu verknüpfen, sei überholt, waren sich die drei einig.
Neue Erkenntnisse im Fall Michael H. gibt es bis jetzt nicht. Sicher ist nur, dass er sein Amt nicht mehr ausüben wird. „Nein, wir haben bisher auch keine Kirchenaustritte zu verzeichnen“, erklärte Antkowiak. Und das Engagement der Ehrenamtlichen in den katholischen Gemeinden in Langenfeld sei nach wie vor groß.
Eine beispielhafte Gruppe stellte sich auf dem Pfarrfest mit nett verpackten Weisheiten vor: das Trauercafé. Das sind zehn Aktive, darunter zwei Männer, die immer ein offenes Ohr für Menschen in Krisen haben. Das könne der Verlust eines geliebten Menschen durch Tod oder Trennung sein sowie Jobverlust oder ein anderes Problem, berichteten sie. Judith Flanhardt, Meike Schwake und Kirsten Gather sind drei freundliche positive Frauen, die sich vorstellen. Jeden ersten Sonntag im Monat laden sie Menschen mit Kummer ab 16 Uhr in den Ankerplatz ein. Sie kommen aus der Theologie, der Krankenhausseelsorge und der Hospizbegleitung. Man nimmt ihnen ab, dass sie mit dem Herzen dabei sind. Kirsten Gather muss eins loswerden: „Ich war selbst Betroffene und wollte dem Trauercafé etwas zurück geben“, erzählte sie. Und dabei habe sie auch ihren neuen Lebensgefährten kennengelernt, fügt sie strahlend und dankbar an.