Langenfeld: Die Ansprechpartnerin für alle Fragen junger Familien ist da

Familienhebamme: Sabine Burchardt begrüßt die Neugeborenen und öffnet Eltern die Türen zu Hilfsangeboten.

Langenfeld. Alle Eltern von Neugeborenen bekommen jetzt einen Brief von Sabine Burchardt. Vor drei Wochen nahm die Familienhebamme der Stadt ihre Arbeit auf. Sie bietet den jungen Müttern und Vätern einen Besuch an, um sie bei Fragen rund ums Baby und das Elternsein zu beraten.

Als Hilfe zur Selbsthilfe gibt sie Tipps zur Pflege von Kleinkindern und bei Erziehungsfragen. Außerdem überbringt Burchardt das Begrüßungspaket der Stadt für den neuen Erdenbürger, welches weitere Informationen sowie fünf Gutscheine im Gesamtwert von 50Euro für Kurse der Elternbildung beinhaltet.

"Ein Angebot, das man annehmen oder ausschlagen kann", betont die Mittvierzigerin die Freiwilligkeit. "Akademiker sagen eher ab", gibt sie eine erste Einschätzung wieder. Achtmal war die gelernte Hebamme bereits bei Langenfelder Familien zu Gast.

"Dabei gab es immer medizinische Fragen zu klären. Die Mütter suchen Rat bei Stillproblemen mit ihrem Kind, Blähungen oder Hautausschlag. Ich freue mich, dass ich helfen kann." Wenn sie zu Besuch kommt, ist das Baby meist acht Wochen alt, und die dritte Untersuchung beim Kinderarzt liegt schon einen Monat zurück. Für das Gespräch nimmt Burchardt sich bis zu eineinhalb Stunden Zeit. "Bei Bedarf biete ich auch einen Folgebesuch an."

Doch die Begleitung verstehe sich als Hilfe zur Selbsthilfe. Burchardt: "Ich sehe mich als Türöffner, der den Weg zu weiterer Hilfe weist." Die können etwa ehrenamtliche Familienpaten des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), aber auch professionelle Familienpflegerinnen bieten. Immer häufiger werden Kinder nicht in eine "heile Welt" hineingeboren. Diese Krisen haben vielfältige Ursachen, doch eines ist ihnen gemein:

Sie lösen zusätzlichen Bedarf an Begleitung durch eine Fachkraft aus. "Mir ist es wichtig, Lebenslagen zu beurteilen, ohne sie zu verurteilen", sagt Burchhardt, gestützt auf ihre Erfahrung in der Beratung von überforderten Familien (s. Kasten). "Wenn wir es schaffen, die Mutter-Kind-Beziehung zu stärken, ist das Baby auf der sicheren Seite", ergänzt sie mit Blick aufs Thema Kindeswohlgefährdung.

Die neu geschaffene Stelle und das informative Begrüßungspaket, das sich die Stadt 50000Euro kosten lässt, sieht Bürgermeister Magnus Staehler "als weiteren Baustein auf dem Weg zur familienfreundlichsten Stadt in der Region". Das Gefühl, dass stets jemand da ist, der Rat weiß, hätten früher Großeltern gegeben, jetzt soll es die Familienhebamme vermitteln. Und das beim Schließen dieser Erfahrungslücke eine Hebamme und kein Mitarbeiter des Jugendamtes Hilfestellung gibt, sieht Ulrich Moenen, Fachbereichsleiter Jugend, Schule und Sport, als Vorteil an.

"So entsteht gar nicht erst der Eindruck, dass bei der Familie etwas im Argen liegt", sagt er. Trotzdem soll die Hebamme im Einverständnis mit den Eltern Auffälligkeiten protokollieren. "Es geht nicht darum, Daten zu horten. Aber wenn wir Hilfe leisten wollen, müssen wir wissen, wo es klemmt", so Walburga Schütz, Leiterin des Allgemeinen Sozialen Dienstes, bei dem der Service angesiedelt ist.

Kontakt können alle Eltern zur Familienhebamme aufnehmen: Telefon 794658.