Langenfeld: Die Hells Angels kommen
Eine Regionalgruppe des berüchtigten Motorrad-Clubs renoviert zurzeit die ehemalige Gypsy-Klause. Das Gebäude wurde bereits in den Clubfarben angestrichen.
Langenfeld. Das Haus ist rot-weiß, darauf prangt ein großes Schild mit der Aufschrift "Angels Place". Wer sich auskennt, weiß: Hier haben sich die Hells Angels nieder gelassen. Hier, das ist die ehemalige Gypsy-Klause an der Hardt 63a.
Bislang war der Motorrad-Club nur wenige Kilometer entfernt in der ehemaligen Gaststätte "Beim Öhm" in Solingen angesiedelt. Im November hatten Unbekannte eine Handgranate in eines der Fenster in der ersten Etage geworfen. Möglicherweise kam danach der Entschluss zum Umzug.
Seit etwa eineinhalb bis zwei Monaten sollen Vertreter des Midland Charters, wie sich die hiesige Regionalgruppe nennt, bereits in Langenfeld am Gebäude arbeiten. "Ja, die Hells Angels haben bei mir einen Mietvertrag unterschrieben und renovieren das Haus. Mehr werde ich dazu nicht sagen. Ich habe sonst nichts damit zu tun", erklärt Hausbesitzer Heinz Kunde. Die Anwohner wissen bereits Bescheid. "Das sind ganz normale Leute. Wenn die sich benehmen, gibt es keinen Grund, warum sie nicht hier sein sollten", sagt eine Nachbarin auf WZ-Nachfrage.
Im Ordnungsamt der Stadt Langenfeld herrscht ebenfalls Gelassenheit. "Es handelt sich nicht um eine Gaststätte, sondern um ein privates Clubhaus. Damit haben wir dort nichts zu überprüfen. Wir würden höchstens einschreiten, falls es Beschwerden wegen Lärmbelästigung gäbe. Das ist bislang nicht vorgekommen", erklärt Amtsleiterin Marion Prell und räumt ein: "Natürlich erzeugt so etwas mehr Aufmerksamkeit als die Ansiedlung eines Strick-Clubs."
Bei der Polizei heißt es: "Aus unserer Sicht verhalten sich die Leute dort völlig unauffällig." Dennoch habe man zur Kenntnis genommen, wer dort einzieht. "Die Rockerszene war bislang kein Thema in Langenfeld", erklärt Polizeidirektor Dieter Dersch.
Nach WZ-Informationen soll das neue Club-Haus im kommenden Monat fertig gestellt sein. Kontakt zum Midland-Charter selbst konnte nicht aufgenommen werden. E-Mail-Anfragen an das Presseteam der Hells Angels Deutschland kamen zurück.
Dass der Umzug in Langenfeld für viel Aufmerksamkeit sorgt, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass es vor allem in Großstädten immer wieder zu tödlichen Übergriffen zwischen den Hells Angels und der verfeindeten Rockergruppe Bandidos gekommen ist. In Solingen kam es nur zu diesem einen, nicht aufgeklärten Zwischenfall. Darüber hinaus galt die Gruppe als unauffällig, hat gelegentlich zu Partys und Kinderfesten eingeladen.