Langenfeld: Die Schule für Familien in Not

Die Diplom-Sozialpädagogin Sabrina Strazny soll den Aufbau der Elternschule koordinieren. Für das erste Halbjahr stehen 10 000 Euro für Sachmittel zur Verfügung.

Langenfeld. Kinder, die nicht auf der Sonnenseite stehen, leben auch im reichen Langenfeld. 159 Kinder haben einen Einkaufsausweis für "Die Tüte", den Laden des Sozialdiensts katholischer Frauen für Bedürftige. Das Problem Kinderarmut ist aber sicher noch größer: Schüler, die sich hungrig auf billige Snacks stürzen anstatt mit ihren Klassenkameraden in der Mensa zu essen, fallen den Schülerbetreuern immer häufiger auf. Zuhause bekommen die Kinder kein Frühstück, und auch um ein belegtes Brot für den Schultag kümmern sich ihre Eltern nicht. An die Erziehungsberechtigten heran zu kommen ist schwierig. Wer redet schon gerne über eine gescheiterte Ehe, Überforderung als Alleinerziehende, Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Geldnot?

Kurse sollen aus schwachen Eltern starke machen

Eltern und Kindern in Not will die Stadt in Zukunft noch mehr zur Seite stehen. Zur Stärkung der erzieherischen Kompetenz von Müttern und Vätern soll die "Langenfelder Elternschule" Kurse anbieten, die aus schwachen Eltern starke machen. Familien sollen entlastet werden, wenn sie alleine mit ihren Problemen nicht fertig werden. "Damit wollen wir die Familienbeziehungen begleiten, nicht als Obererzieher, sondern als Partner. Als Gärtner im Landschaftspark von Familien unterschiedlichster Ausprägung wollen wir den Humus für gutes Wachstum bereiten", sagt Bürgermeister Magnus Staehler. In den Aufbau der Elternschule investiert die Stadt personell wie finanziell: Anfang Mai wurde Diplom-Sozialpädagogin Sabrina Strazny eingestellt, um als Koordinatorin das seit zwei Jahren von gut 50 Fachkräften im "Langenfelder Netzwerk Erziehung und Bildung" geknüpfte Netz noch engmaschiger zusammen zu ziehen. "Ich möchte - auch mit den neuen Familienzentren vor Ort - Ideen entwickeln, was wir noch tun können. Ganz wichtig ist, dass wir einen Familienwegweiser zu den Angeboten auf einer Internet-Homepage bekommen", beschreibt Strazny erste Ziele. 10 000 Euro für Sachmittel stehen für das erste Halbjahr ihrer Arbeit zur Verfügung. Um Langenfelder, die niemals an einem Elternkurs teilgenommen haben, besser zu erreichen, will die Stadt ab 2008 eine "Familienhebamme" einsetzen, die auf Wunsch zu Besuch kommt. "Sie soll die Erfahrungslücke schließen, die früher von Großeltern und Eltern für junge Familien geschlossen wurde", sagt Ulrich Moenen, Fachbereichsleiter Jugend, Schule und Sport. Bereits jetzt habe Langenfeld 40 Prozent Single-Haushalte, darunter gebe es viele Alleinerziehende.

Koordinatorin für die Elternschule

Sabrina Strazny soll denAufbau der Elternschule koordinieren. (Foto: Stefan Fries)
Sabrina Strazny: Am 2. Mai nahm Sabrina Strazny (Foto: Stefan Fries) ihre Arbeit beim Allgemeinen Sozialen Dienst der Stadt auf. Sie soll das Netzwerk zum Aufbau der Langenfelder Elternschule knüpfen. 1981 in Leverkusen geboren ließ sich Strazny in ihrer Heimatstadt zur Erzieherin ausbilden. Von 2001 bis 2005 studierte sie Sozialpädagogik in Köln. Seit 2005 sammelte sie Erfahrungen in der "Begleitenden Elternschaft" der Diakonie Michaelshoven mit lernbehinderten Müttern.