Langenfeld Einzelhandel Langenfeld verliert seinen Herrenausstatter

Langenfeld · Life Style Männermode schließt. Corona, die Inflation und ein verändertes Kaufverhalten haben die Umsätze gedrückt.

Jannik Ißley, der Betreiber von Life Style ist eigentlich Eventmanager.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Seit Freitag künden Schilder mit Rabatten von 20 bis 50 Prozent, dass Langenfeld demnächst seinen einzigen Herrenausstatter verliert – sieht man einmal von Ketten wie s.Oliver, Tom Taylor und C&A ab. Die Betreiber von Life Style Männermode auf der Hauptstraße geben ihr Geschäft auf. Ihr Sohn Jannik Issley habe den gut eingeführten Laden im Juni 2020 zu einem denkbar ungünstigsten Zeitpunkt von seinem Onkel übernommen, berichtet Andrea Bäker. Kaum war der Vertrag unterschrieben, verhängte die Bundesregierung über den Einzelhandel zahlreiche Schließungsverordnungen, um der Pandemie Herr zu werden. „Die Corona-Zeit hat das Einkaufverhalten dann auch nachhaltig verändert“, sagt Bäker. Sie habe zumindest den Eindruck, dass die Kunden bei ihrem Einkaufsbummel gezielter und weniger Stücke einkauften. Vorbei die Zeit, als sie Großeinkäufe unternahmen und mehrere Hundert Euro in der Kasse zurückließen. Insgesamt hielten die Menschen ihr Geld zusammen, wozu sicherlich der Ukrainekrieg und die nachfolgende Inflation und Energiepreissteigerung ihr Übriges taten.

Auch die Konkurrenz der großen Modeketten machten kleinen inhabergeführten Geschäften das Lebens schwer. „Da werden schon zum Anfang der Saison große Rabatte gewährt, das macht die Preise kaputt, da können wir nicht mithalten“, sagt Bäker. Man kaufe die Ware schließlich ein Jahr im Voraus ein, nur mit entsprechenden Umsätzen könne man die Rechnungen zahlen. In diesem Sommer habe dann auch noch der Dauerregen den Kunden die Lust auf sommerliche Kleidung verhagelt.

Nun sind Männer bekanntlich keine einfachen Kunden, sie haben im Vergleich zu Frauen einen unterentwickelten Sammlertrieb. „Man hat oft den Eindruck, sie werden von ihren Partnerinnen in den Laden geschleppt. Während diese dann engagiert nach neuen Outfits suchen, wirken die Herren eher unbeteiligt.“ Ohne die Frauen wäre es schwierig, Umsatz zu machen. „Männer kaufen eher nach dem unmittelbaren Bedarf: Wenn es kalt wird, besorgen sie sich einen warmen Pullover.“ Frauen dagegen kauften ein Kleidungsstück nach modischen Aspekten – auch wenn sie mit dem Tragen noch warten müssen.

Die Klientel von Life Style Männermode ist eher im mittleren Alter und aufwärts angesiedelt, bei einer Generation, die ihren Konsum noch nicht ins Internet verlegt hat. „Junge Männer kaufen hier eher Anzüge und Oberhemden für den Job“, sagt Bäker. Das Geschäft führt viele Markennamen wie Olymp- und Hatico-Hemden, Hajo Polo und Sportswear, Digel-Anzüge und Alberto-Jeans. „Begeistert sind unsere Kunden von den bunt gemusterten Hemden von The Surfcar, die Marke aus Spanien haben wir gerade neu aufgenommen“, so Bäker.

Insgesamt fühle man sich an dem Standort an der Hauptstraße etwas abgehängt und vom Citymanagement vernachlässigt. Man profitiere nicht von den Festen der Stadt, beteilige sich aber an den verkaufsoffenen Sonntagen. „Unser Laden hat nach 19 Jahren zwar einen gewissen Bekanntheitsgrad, ich treffe aber immer noch Menschen, die ihn gar nicht kennen“, sagt Bäker. Die nebenan eröffnete Zigarrenlounge habe auch nicht mehr Frequenz gebracht.

Jetzt ist die Rabattschlacht eröffnet. Auf eine Dauer möchte sich Andreas Bäker nicht festlegen. „Wir bekommen ja laufend noch neue Ware herein.“ Fest steht allerdings schon, wer nach der Geschäftsschließung in das Ladenlokal einzieht: ein Pflegedienst.