Traditionsgeschäft in Langenfeld Konditor Sticherling macht zu

Langenfeld · Nach 73 Jahren ist für das Langenfelder Familienunternehmen Schluss.

Jörg Sticherling gibt seinen Laden in Langenfeld auf.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

„Sticherling in Langenfeld“, seit über 73 Jahren ist das Geschäft an der Ecke Hauptstraße/Wilhelmstraße ein Begriff für ein gemütliches Café, gehobene Konditoreiware und leckere Brote. Ende Juli ist leider Schluss; eine Info am Laden bestätigte die sich in den sozialen Medien mit teilweise kruden Gerüchten ausbreitende Nachricht „Sticherling macht zu!“ Die Benrather Niederlassung ist schon seit einigen Wochen geschlossen; dort lief der Mietvertrag aus.

Im Gespräch bestätigte Jörg Sticherling (46), seit 13 Jahren „Chef“ im generationsübergreifenden Familienbetrieb, dass er den Laden und das Café an die Hildener Bäckerei Suckow vermietet. „Im August wird umgebaut, im September eröffnen wir dort unsere dritte Langenfelder Niederlassung“, freut sich Noel Suckow (30) über das erfolgreiche Ende fast einjähriger Überlegungen und Gespräche. Sticherling verfolgte entsprechende Pläne schon länger, auch da mussten zunächst die Corona-Folgen abgewartet werden. Das Ende des Benrather Mietvertrages spielte vermutlich auch eine Rolle.

Jörg Sticherling hatte schon im Sommer 2022 die Abläufe in der Bäckerei verschlankt; Personalmangel, 12 bis 16 Stunden tägliche Arbeitszeit, dann noch Bürokram, wenig verlässliche Aushilfskräfte boten Anlass, die Öffnungszeiten zu reduzieren und die samstäglichen Brötchen durch andere Bäcker backen zu lassen. „Ich möchte mehr Zeit für meine Familie und die zwei neun und elf Jahre alten Kinder haben“, lautet seine Erklärung. Was der Konditor, dem „die Arbeit mit Pralinen die meiste Freude“ bereitet, nun machen will, ist unklar. „Ich habe noch keine Ahnung“.

Das Café und das Ladenlokal an der Hauptstraße werden völlig umgebaut; der Clubraum kann auch weiterhin für private Feiern reserviert werden. Die Backstube im Untergeschoss versinkt zunächst in den Dornröschenschlaf. „Das Angebot bleibt erhalten, wird sogar ausgeweitet“, heißt es bei Suckow. Das heißt, alle Produkte entstehen in der Suckow-Backstube in Hilden und werden dann in die Langenfelder Läden transportiert. Die rund 30 bisherigen Sticherling-Mitarbeiter werden – wenn sie wollen – von Suckow übernommen, „nicht alle werden davon Gebrauch machen“. Auf jeden Fall sucht Suckow weitere Mitarbeitende, vom Verkauf bis zur Backstube.

Bei den Reaktionen in Langenfeld überwiegen Erstaunen und Bedauern. „Wo bekommen wir denn jetzt unsere Christstollen her?“, eine fast genau sechs Monate vor Heiligabend nachvollziehbare Frage.