Langenfeld/Monheim Corona: Schüler lernen jetzt digital

Langenfeld/Monheim. · Die Schüler nehmen den neuen Heimunterricht an. Dennoch fehlt ihnen der Sozialkontakt.

Wie der heimische Unterricht sich auf die Leistungen der Schüler auswirken wird, ist noch nicht abzusehen.

Foto: obs/felix wirth

Knall auf Fall katapultierte die Landesregierung per Erlass den Schulunterricht zum 16. März in die virtuelle Welt. Aber wie klappt es mit dem digitalen Hausunterricht?

Wohl dem, der nicht unvorbereitet in diese neuartige Lehrsituation geraten ist. Für das Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) in Monheim zahle sich nun aus, dass es bereits seit zwei Jahren mit einem sehr ausgereiften Medienkonzept arbeitet und jeder Schüler ein personalisiertes Tablet besitzt, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Alexandra Dieterle. Kürzlich wurde das Gymnasium sogar von Bitkom, dem größten Digitalverband Deutschlands, in den Stand der „Smart Schools“ erhoben. Allerdings scheiterte der ursprüngliche Plan, die Schüler nach dem eigentlichen Stundenplan zu Hause arbeiten zu lassen, an der Überlastung des Servers. Die Schüler erhalten ihre Aufgaben über das Aufgaben-Tool, das Material wird digital angehängt oder es steht in verschiedenen Ordnern zum Download bereit. „Inzwischen wurden die Abgabefristen für die von den Lehrern gestellten Aufgaben auch so angepasst, dass es zeitlich auch machbar ist“, urteilt Dieterle. Die Lehrer kontrollieren und korrigieren diese im Homeoffice.

Lehrer nutzen verschiedene Kommunikationskanäle

„Es läuft richtig klasse, gegenteilige Rückmeldungen habe ich nicht bekommen“, sagt die Elternvertreterin. Die Lehrer seien zum Teil sehr kreativ in der Aufgabenstellung, und nutzen alle erdenklichen Kommunikationskanäle, um den Schülern jeweils auch ein individuelles Feedback zu geben. Einige verschickten Motivationsmails. Die Kinder vermissten natürlich die Sozialkontakte und die persönliche Interaktion. Ähnlich wie am OHG stehen an der Peter-Ustinov-Gesamtschule (PUG) die Lehrer zu den üblichen Unterrichtszeiten zum Live-Chat zur Verfügung, um Fragen zu beantworten. Auch das PUG ist inzwischen von den Tagesfristen zur Bearbeitung der Aufgaben abgerückt, so dass sich die Schüler die Zeit freier einteilen können, berichtet die Schulpflegschaftsvorsitzende Susanne Vincenz. „Sicherlich läuft der Hausunterricht je nach Fach und Lehrer unterschiedlich gut.“ Viele seien bemüht, die Aufgaben trotz der eingeschränkten Mittel abwechslungsreich zu gestalten. Ein Handicap sei, dass erst die Schüler ab Klasse neun mit Tablets ausgestattet sind, die unteren Klassen müssten sich mit ihren Handys behelfen. Das erschwere die Abläufe, weil Aufgaben fotografiert oder eingescannt werden müssten. Auch wenn sie gelegentlich Aufgaben kontrollieren müsse, fühle sie sich selbst als Mutter aber nicht mehr gefordert als sonst.

Anders sieht das bei Elisabeth van der Bijl aus, deren 13-jähriger Sohn am heimischen PC hin und wieder der Versuchung nicht widerstehen kann, sich mit einem Klick in die Spielewelt zu begeben. Während ihre 17-jährige Tochter sehr selbstständig und zuverlässig arbeite, könnte der pubertierende Sohn aus dieser Situation als Verlierer hervorgehen, fürchtet sie. „Das darf hier nicht zu lange dauern.“

Schule fragt die Zufriedenheit
mit dem Hausunterricht ab

Achim Nöhles hat die Zufriedenheit der Eltern mit dem digitalen Bildungsangebot der Schule am Lerchenweg sogar schon per Umfrage erhoben. Das Kollegium wollte wissen, ob die Aufgaben zu schwer oder zu viel sind. 49 Prozent der Schüler gaben an, kaum elterliche Hilfe zu benötigen, bei 20 Prozent geht es nicht ohne. 30 Prozent haben große Probleme mit der Technik, 53 Prozent finden das Angebot hilfreich, um den Tag zu strukturieren, nur 29 Prozent empfinden es als belastend. Nöhles räumt ein, dass man sich bisher kaum mit dem Internetplattform „IServ“ befasst hatte, aber er sei erstaunt, wie viel die nicht so internetaffinen Kollegen dazugelernt hätten, alle seien von den digitalen Möglichkeiten fasziniert. „Das hat uns einen richtigen Digitalisierungsschub gegeben.“ Leider sei nicht jeder Haushalt mit den geeigneten Endgeräten ausgestattet. Zur Not werden für Schüler in ihren Spinden ausgedrucktes Material deponiert. Er weiß also, dass „wir nicht jedes Kind in gleicher Weise erreichen, daraus können sich Defizite entwickeln.“

Bei ihm seien keine Beschwerden zum Hausunterricht eingegangen, erklärt Edwin Pütz, Schulpflegschaftsvorsitzender am Konrad-Adenauer-Gymnasium. „Dafür dass sich niemand auf diese Situation vorbereiten konnte, läuft es erstaunlich gut.“ Aus dieser Lernsituation auf Distanz könne die Schule sicherlich einiges an Erkenntnissen mitnehmen.

Letzterem pflichtet Thomas Jagieniak bei, der Vorsitzender der Langenfelder Stadtschulpflegschaft sagt aber auch: „Es gibt große Unterschiede an den Schulen, wie Kinder mit Aufgaben versorgt werden. Einige erhalten einen festen Stundenplan mit Aufgaben, andere kriegen Blätter oder Anweisungen, dass sie sich damit mal beschäftigen sollten. Gut wäre es, alle Erfahrungen zu sammeln und später auszuwerten, um zu sehen, was wirklich funktioniert hat“.

Langenfelds Bürgermeister Frank Schneider (CDU) befürchtet ebenfalls, dass es aufgrund des fehlenden Präsenzunterrichts „wahrscheinlich auch Verlierer bei den schwächsten Schülern“ geben werde. Die Stadt Langenfeld sei mit den Schulen in Kontakt. „Wer kein Gerät hat, dem helfen wir über die Schule weiter, ein Gerät zu erhalten“, heißt es ­diesbezüglich.