Corona Digitale Mängel machen Schulen zu schaffen
Corona-Krise: Meerbuscher Schüler müssen bis auf weiteres Zuhause ihren Stoff lernen.
Die E-Mail mit aktuellen Informationen zum Lernstoff für den Hausunterricht hat die Schulleitung des Mataré-Gymnasiums bereits am Dienstagnachmittag abgeschickt. In den Postfächern der Schüler landete sie aber erst am Mittwochmorgen. Grund: Der Schulserver war mal wieder zusammengebrochen. „Die Technik schafft es zeitweise einfach nicht“, erklärt Kerstin Durduman, Elternvertreterin am Mataré-Gymnasium. „Normalerweise bekommen nur die Oberstufenschüler ihr Material über diese digitale Arbeits- und Kommunikationsplattform. Jetzt sind es alle Schüler – immerhin rund 1000.“
Durduman ist ebenfalls Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft Meerbusch, in der die Schulpflegschaftsvertreter aller zwölf Meerbuscher Schulen vernetzt sind. Sie sagt: „Mit der Corona-Krise hat uns die Realität eingeholt. Jetzt wird offensichtlich, dass es in Meerbusch bei der Digitalisierung noch hakt.“ Man hätte sich viel früher damit beschäftigen müssen , sagt sie. „Was wir aktuell an den Schulen haben, ist nicht das, was wir jetzt brauchen.“ Dazu zählten neben funktionierendem W-lan auch die entsprechenden Endgeräte wie Tablets für alle Schüler. „Anstatt Konzepte zu beauftragen, hätte man die Schulen vielleicht einfach starten lassen sollen.“ In der Stadtschulpflegschaft steht das Thema Digitalisierung schon lange ganz oben auf der To-Do-Liste. „Das war mit ein Grund, warum wir Elternvertreter uns überhaupt zusammengeschlossen haben“, sagt die Vorsitzende. Deren Forderung: Die Schulen selbst sollten entscheiden, was sie benötigen. „Diese Kompetenz sollte man den Pädagogen einfach zugestehen“, so Durduman, selbst dreifache Mutter. „Denn sie kennen die Bedürfnisse am besten.“
Zehntklässler müssen
Leistungskurse wählen
Gerade in solchen Zeiten wie jetzt zeige sich auch: „Die Lehrer an allen Meerbuscher Schulen leisten unter den gegebenen Umständen eine enorm gute Arbeit“, betont sie. „Die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Eltern und Schülern aber auch der Austausch unter den Eltern funktioniert hervorragend, alle ziehen an einem Strang.“ Überall würden die Aufgaben per E-Mail verschickt; wer keinen Zugriff hat, kann sich die Sachen auch abholen. Durduman: „Wir geben uns auch untereinander Tipps, schauen, wie es an den anderen Schulen läuft und übernehmen gute Ideen in Sachen Homeschooling.“
Ein Problem an den weiterführenden Schulen mit gymnasialer Oberstufe: Die Zehntklässler müssen aktuell ihre Leistungskurse wählen. Kerstin Durduman erzählt: „Der Oberstufenkoordinator am Mataré, Tobias Schliebitz, hat nun am Wochenende spontan eine Youtube-Video-Anleitung gedreht, in der er erklärt, wie die Schüler die Kurse wählen. Denn das ist ein spezielles Prozedere.“ Sie freut sich, dass es in Meerbusch viele Lehrer gibt, die so engagiert sind. Denn auch für die Schüler sei das gerade eine sehr schwierige Zeit.
„Ich weiß von Abiturienten, die richtig traurig sind“, erzählt Durduman. „Die sind am Freitag nach Hause gegangen, ohne zu wissen, dass das jetzt ihr letzter Schultag war: keine Mottowoche, kein Abistreich, kein gemeinsames Lernen mehr, alles fällt aus.“ Kerstin Durduman betont, dass die Meerbuscher Stadtschulpflegschaft die Entscheidung, alle Schulen zu schließen, voll unterstützt. „Aber wir hören auch von Eltern, die zweifeln, ob das alles richtig ist.“ Einige hätten sich beispielsweise mehr Pro und Contra gewünscht. Durduman: „So gab es vorher überhaupt keine Diskussion. Es kam dann doch sehr abrupt.“