Langenfeld Schottergarten-Gegner wünscht ein Verbot
Langenfeld. · Karl Wilhelm Bergfeld (Nabu) sieht in der Bauordnung die Grundlage für ein Vorgehen gegen Schottergärten in Langenfeld.
Sie seien trist und schadeten dem Stadtklima, dennoch legen Hausbesitzer gerade in Neubaugebieten häufig Vorgärten mit Kies-, Stein- oder Schotterbelag an. Zudem seien viele Flächen vor den Häusern großzügig gepflastert, um dort Autos abstellen zu können, ärgert sich Karl Wilhelm Bergfeld (70). Der Orts-Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Langenfeld betont, die Bauordnung des Landes Nordrhein-Westfalen verbiete schon seit einiger Zeit die Versiegelung oder das Anlegen von Schottergärten auf nicht überbauten Flächen von Grundstücken (Paragraf 8, Absatz 1). Davon wüssten jedoch die meisten Bürger gar nichts. Deshalb wünscht er sich, die Langenfelder Stadtverwaltung würde in den Bebauungsplänen und Baugenehmigungen darauf hinweisen – und im besten Fall die Einhaltung auch kontrollieren. „Man könnte ja auch eine kleine Broschüre mit Tipps beilegen, wie mit wenig Aufwand ein pflegeleichter Vorgarten angelegt werden kann“, schlägt der Naturschützer vor.
Auch bestehende Schottergärten könnten grüner werden
Für bestehende Schottergärten könnte man finanzielle Anreize zur Umgestaltung schaffen, vergleichbar mit den Fördermitteln, die es in Langenfeld schon für die Dachbegrünung gibt. Auch Wolfgang Roßmann aus Langenfeld sind diese „Gärten des Grauens“ wie er die Schottergärten in einem kleinen, selbst gedrehten Film bezeichnet, ein Graus. „In einigen NRW-Städten wurden sie bereits verboten“, sagt er.
Stein- und Kiesgärten liegen wohl auch im Trend, weil sie vermeintlich pflegeleichter sind als eine grüne Oase, Doch das sei nur in den ersten Jahren der Fall, erläutert Karl Wilhelm Bergfeld. Auch ohne Bepflanzung würden Pollen, Blätter und Samen angeweht, die zwischen die Steine fallen und Humus bildeten. „Dann wachsen dort Wildkräuter und Moos.“ Die Eigentümer hantierten mit der Giftspritze, um den unerwünschten Bewuchs wieder zu beseitigen.
Auch wegen des Klimawandels schade „gerade in der heutigen Zeit“ zu viel Beton und Schotter. „Die Steine speichern im Sommer die Hitze, nachts kühlt es nicht richtig ab“, erklärt Bergfeld. In grünen Vorgärten hingegen seien die Temperaturen eindeutig niedriger – für das Stadtklima nicht unerheblich, findet Bergfeld. Auch freuten sich Bienen und Insekten über heimische Blühpflanzen mehr, als über tristen Asphalt: „Schließlich wollen doch alle etwas für den Insektenschutz tun.“
Auch in der Verwaltung gibt
es Gegner von Schottergärten
Verena Wagner, in der Langenfelder Stadtverwaltung zuständig für Klima- und Naturschutz, sagt, „auch mir ist es aus ein Anliegen, dass sich Schottergärten nicht ausbreiten und auch wieder zurückgebaut werden.“ Laut Bauordnung sollten unbebaute Grundstücksflächen zwar bepflanzt werden, doch habe es die Politik kürzlich im Umwelt- und Planungsausschuss abgelehnt, eine Bestimmung zu erarbeiten, die Schottergärten in Neubaugebieten verbiete. Die Gestaltung von Vorgärten sei genehmigungsfrei, sagt Chefplaner Ulrich Beul: „Bei neuen Bebauungsplänen weisen wir die Eigentümer aber zukünftig darauf hin, dass die Vorgärten begrünt werden sollen.“ Kontrollieren werde man das aber anschließend nicht. Wie viele Beton- und Steingärten inzwischen in der Stadt existierten, sei nicht registriert.
Wagner geht davon aus, dass in Langenfeld genügend Anreize für eine naturnahe Gartengestaltung geschaffen würden: „Wir setzen auf Information und Beratung.“ Die Mitarbeiterin, die auch für das Projekt „Langenfeld summt“ zuständig ist, hat dazu einen Flyer entwickelt und bereitet gerade einen Vortrag vor, mit dem sie in den örtlichen Zwar-Gruppen (Zwischen Arbeit und Ruhestand) Alternativen vorstellen will.
Finanzielle Anreize seien aktuell aber noch kein Thema. Wagner schließt die jedoch zukünftig nicht aus: „Wir setzen in Langenfeld den Fokus immer mehr auf Klimaschutz. Letztlich muss die Politik aber über die einzelnen Schritte entscheiden.“