NRW Millionenbetrug wird verhandelt

Langenfeld/Düsseldorf · Der 55-jährige Rathausmitarbeiter soll über 20 Jahre hinweg 1,9 Millionen Euro für sich abgezweigt haben. Der Fall wird am Landgericht Düsseldorf verhandelt. Am Mittwoch war der Auftakt. Mit dem Urteil wird am 13. August gerechnet.

 Ein Mitarbeiter des Langenfelder Bauamts soll Schwachstellen im Kontrollsystem ausgenutzt haben.

Ein Mitarbeiter des Langenfelder Bauamts soll Schwachstellen im Kontrollsystem ausgenutzt haben.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Ein Mitarbeiter der Langenfelder Stadtverwaltung soll über 20 Jahre hinweg bei der Vergabe von Instandhaltungs-Arbeiten insgesamt 1,9 Millionen Euro für sich selber abgezweigt haben. Am Mittwoch begann vor der großen Strafkammer des Landgerichts Düsseldorf das Betrugsverfahren.

Der Mitarbeiter war im Bereich Gebäudemanagement für die Vergabe von Handwerkerleistungen zuständig. Diese habe er eigenständig vergeben können, sagte der Vorsitzende Richter. Der 55-jährige Langenfelder hatte Scheinfirmen erfunden und Geld auf sein persönliches Konto geleitet. „Es wurden keine Arbeiten ausgeführt. Alles war fingiert“, so der Staatsanwalt. Begründet habe er dies damit, dass er wegen einer lebensbedrohlichen Krankheit seine Familie versorgt habe wissen wollen. Inzwischen ist der Baufachmann geschieden.

446 Taten werden dem Angeklagten vorgeworfen

Erst im Februar 2018 waren die fehlerhaften Abrechnungen aufgefallen. Der Beschuldigte soll daraufhin zu einem Gespräch gebeten worden sein. Ende Februar zeigte er sich gemeinsam mit einem Rechtsanwalt selber an. Die Stadtverwaltung Langenfeld erstattete bei der Staatsanwaltschaft am 21.Februar Strafanzeige gegen den geständigen Baufachmann.

Die Anklage umfasst 446 Taten mit einem Schadensvolumen von rund 820 000 Euro. Diese Schadenssumme liegt gut eine Million Euro unter dem insgesamt von dem Bauexperten wohl für sich abgezweigten Betrag. Er soll das meiste Geld für eigene Belange ausgeben haben.

Ein großer Teil der Taten sei inzwischen verjährt, so der Staatsanwalt. Zum Tragen kommen deshalb nur die Vorwürfe der fünf Jahre von 2013 bis zur Strafanzeige 2018. Die Stadtverwaltung wird wohl auf einem Teil der Summe sitzen bleiben. Man habe bisher nur etwa 420 000 Euro bei dem Beschuldigten eintreiben können, zudem weitere 600 Euro monatlich durch Gehaltspfändung bei seinen jetzigen Jobs, wie Bürgermeister Frank Schneider im Vorfeld berichtet hatte.

Viel mehr werde nicht zu holen sein, schätzte damals auch die Erste Beigeordnete Marion Prell. Sie hatte außerdem die lange Dauer bis zur Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Mitte 2019 und weitere zwei Jahre bis zum Prozessbeginn kritisiert.

Der ehemalige städtische Mitarbeiter muss sich vor Gericht wegen gewerbsmäßigen Betrugs mit „Vermögensverlust großen Ausmaßes“ verantworten, so der Vorsitzende Richter. Strafmildernd könne es sich auswirken, dass er bereits einen Teil der veruntreuten Gelder zurück gezahlt habe, sagte der Staatsanwalt. Eine Stellungnahme des Beschuldigten wurde beim Auftakt am Mittwoch erst einmal zurückgestellt. Sie wird aber am Folgetermin, dem 29. Juli, erwartet und könne sich ebenfalls positiv auf das Strafmaß auswirken.

Für den Prozess sind weitere Verhandlungstage angesetzt. Es werden noch Zeugen aus seinem damaligen beruflichen Umfeld gehört. Für Mitte August wird das Urteil des Prozeses erwartet.