Langenfeld: Stadt stellt Kinderstuben auf
Artenschutz: Durch Zufall hat die Stadt bemerkt, dass es in Langenfeld wieder viele Fledermäuse gibt. Jetzt wurden für die Tiere 100 Nistkästen aufgestellt.
Langenfeld. Normalerweise ist Stephan Anhalt als Referatsleiter für den Bereich Stadtplanung mit größeren Bauwerken beschäftigt. Jetzt aber hatte er mit einem echten Mini-Projekt zu tun: Es ging um Häuser für Zwergfledermäuse. 100 Nistkästen für die unter europäischem Artenschutz stehenden Tiere hat die Stadt an verschiedenen Orten aufstellen lassen.
"Anlass war das Neubaugebiet in Immigrath gegenüber der Ara-Schuhfabrik", erklärt Anhalt. Bei der Gelegenheit sei erstmals aufgefallen, wie viele Fledermäuse es im Stadtgebiet gibt. Tatsächlich sei die Zwergfledermaus zurzeit auf dem Vormarsch, sagt Frank Todt vom Nabu Velbert, der im Kreis als Fledermaus-Experte bekannt ist.
"Sie haben sich an die Menschen gewöhnt und leben oft unter Flachdächern oder finden unter Schieferverkleidungen Unterschlupf", sagt Todt. Alles was so dick ist wie ein Daumen, sei für die kleinen Tiere schon groß genug.
Und: "Hausbesitzer brauchen sich nicht zu sorgen. Die Tiere knabbern nichts an und machen keinen Lärm." Zwar seien die Tiere in Immigrath nicht durch die Baumaßnahmen bedroht gewesen, "dennoch hat sich der Planungsausschuss des Themas angenommen und beschlossen, einen Ausgleich zu schaffen", erklärt Anhalt.
Der Beschluss, Nistkästen aufzustellen, hat eine regelrechte Kette in Gang gesetzt: Zunächst kontaktierte die Stadtverwaltung die biologische Station im Monheimer Haus Bürgel, um sich erklären zu lassen, was so eine gute Stube für Fledermäuse bieten muss. Anhalts Mitarbeiter Jens Mische erstellte zudem einen Lageplan für die Kästen, die häufig an Waldrändern zu sehen sind. Hergestellt wurden die Mini-Behausungen schließlich in der Niederbergischen Werkstatt zur Arbeitsförderung in Velbert, einer Zweigstelle der Werkstätten für Behinderte.
Insgesamt hat das Projekt laut Anhalt um die 2000 Euro gekostet, die Anbringung durch einen Landschaftsgärtner eingerechnet.
Zu sehen sind die Kästen, die zu mehreren in verschiedenen Höhen und Windrichtungen an Bäumen hängen, zum Beispiel im Langforter Wäldchen, an den Rheinischen Kliniken, nördlich der Wasserburg, am Gladbacher Hof oder im Landschaftspark Fuhrkamp.
Fledermaus-Experte Todt findet die Idee gut. "An der Hauswand bemerkt man die Tiere nicht. Bei Nistkästen weiß man, dass man Rücksicht nehmen muss." Einfach so ziehen die Zwergfledermäuse aber nicht ein.
Es kann bis zu drei Jahre dauern, bis sie die Holzkästen annehmen. Und im Winter geht es sowieso in andere Quartiere. "Dann brauchen die Tiere eine gleichbleibende Temperatur von sechs bis acht Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit", erklärt Todt. Dann seien vor allem alte Stollen gefragt.