Historische Matinee in Langenfeld Werft 4.0: Vom Bootsbau zum Co-Working Space

Langenfeld · Der Verein Kulturgut erinnert bei einer historischen Matinee an die 135-jährigen Geschichte des Gebäudes an der Hardt.

Bei der historischen Matinee: Ursula Weiß, Nicolaus Amler, Annemarie Hubert, Ann-Sophie Amler, Dr. Barbara Amler (von vorne).

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

(mmo) Schreinerei, Möbelhaus, Bootsbau, Handelsplatz, Business- und Coworking-Center, die Gebäude an der Ecke Hardt/Gladbacher Straße bergen eine 135-jährige, spannende Geschichte. 1888 als Schreinerei von Alfred Weiss begonnen, spiegeln dort inzwischen fünf Generationen beispielhaft das Wachsen und den Wandel lokaler mittelständischer Unternehmen. Dr. Barbara Amler und ihre Familie präsentierten im Rahmen einer „Historischen Matinee“ vor Ort eine visuelle Zeitreise und ermöglichten Einblicke in die alte Bootsbauer-Werkstatt.

Mitwirkend bei diesem „Blick in die Stadtgeschichte“ war der Langenfelder Verein Kulturgut. Dessen Vorsitzende Annemarie Hubert zeigte sich besonders erfreut, dass die 85-jährige Ursula Weiß, Ehefrau des schon 2014 verstorbenen Heino Weiß, als Zeitzeugin unmittelbar ihre Erinnerungen beisteuerte. Die reichten von Nachkriegs-Zwangswirtschaft und Währungsreform, der Bauschreinerei mit 20 Mitarbeitern, über den Aufbau des Möbelhauses mit 3000 Quadratmetern Verkaufsfläche, bis zu den steigenden und plötzlich wechselnden Ansprüchen der neuen Generation, Stichwort: IKEA. Die Seniorin erinnerte an schwierige Phasen wie Ölkrise oder Wetterkapriolen. Heiterkeit kam auf, als sie sich – wie einige der rund 60 Gäste – an die langen Samstage im Einzelhandel erinnerte, an denen das Personal mit selbstgemachtem Kartoffelsalat oder Erbsensuppe versorgt wurde.

Zurück zu den Anfängen. Ursulas Schwiegervater Alfred Weiss war Rastmitglied, Innungsmeister und Jäger. Er lernte in Hamburg Bootsbauer und erweiterte das Geschäftsfeld nach dem Ersten Weltkrieg entsprechend. Alte Abbildungen zeigen die fertigen Boote auf dem gestauten Immigrather Bach. Fast am Ende des Zweiten Weltkriegs, im März 1945, geriet der Betrieb in Brand und wurde in zwei Wochen zu Schutt und Asche. 1989 wurde das Möbelhaus geschlossen, es folgten Jahre, in denen das Haus verschiedenen Firmen als Sitz ihrer Verwaltung diente. „Wir haben historisch disruptive Zeiten wie zwei Weltkriege überlebt und gesellschaftliche und technische Herausforderungen gemeistert“, blickt Barbara Amler, die Urenkelin des Firmengründers, auf die Jahrzehnte zurück.

Sie selbst gründete 2017 die heutige Werft 4.0 als Coworking und Business Center auf 1000 Quadratmetern, die 2022 um weitere 400 Quadratmeter erweitert wurde. Tochter Ann-Sophie ist dort Geschäftsführerin. Dort können Gründer oder Freelancer flexibel, gut vernetzt und in einem angenehmen Ambiente arbeiten, unterstützt von einem Community Netzwerk und einem hochinnovativen überregionalen und internationalen Mittelstandsnetzwerk. Zuletzt wurde vor wenigen Wochen eine große Radiologierpraxis in den Räumen an der Gladbacher Straße eröffnet.

(mmo)