Modellspielzeugmarkt: Erwachsen sind nur die Preise
Am Mittwoch trafen sich in der Stadthalle traditionell die Fans von Miniatur-Welten.
Hilden. Unzählige kleine Schachteln stehen fein säuberlich sortiert nebeneinander auf den Tapeziertischen. In jeder Packung befindet sich entweder eine kleine Lokomotive oder ein kleiner Waggon. Ordentlich beschriftet steht da beispielsweise "Fleischmann piccolo 7334". Auf anderen Kästchen stehen Zusätze wie "digitale Schnittstelle" oder "Schwungmesser".
Damit wird deutlich, dass Modellspielzeug sich weniger an kleine Kinder richtet, sondern eher das erwachsene Publikum ansprechen soll. Und genau das ist beim traditionellen Modellspielzeugmarkt am zweiten Weihnachtstag in der Stadthalle auch vertreten. Und nur die können eben auch die geforderten 50 Euro für die "Fleischmann piccolo 7334" auf den Tisch legen.
"Tausch und Ankauf" steht auf dem Schild zweier Händler, die ihren Namen gegenüber der Presse nicht nennen wollen - das Finanzamt liest schließlich mit. Sie erzählen, dass es tatsächlich eher die Erwachsenen sind, die ihr Herz an die Modelleisenbahn oder an Modellautos verloren haben, "die Kinder werden von ihren Vätern meistens einfach mitgenommen", wissen sie und rücken die kleinen Schächtelchen mit den Waggons und Lokomotiven zurecht. "Wir sammeln selbst und tauschen und verkaufen nebenbei ein wenig Zubehör", behaupten sie.
Einen Stand weiter plaudert ein Amerikaner vergnügt mit Gleichgesinnten über die Vorzüge seiner Matchboxautos. Zu Hunderten stehen die Autos vor ihm auf dem Tisch und werden vom Publikum bestaunt. Ein roter Mini-Cooper S für fünf Euro steht neben einem Jaguar E-Type 1961 - der kostet auch nur fünf Euro.
Man unterhält sich über die Preise von richtigen Autos, über amerikanische und deutsche Fabrikate und überhaupt über Gott und die Welt. Damit bildet dieser Stand eine Ausnahme. An den meisten Ständen wird nicht geplaudert. Entweder der passende Waggon oder die passende Weiche findet sich, oder eben nicht.
Mit suchendem Blick streifen die Besucher umher und halten Ausschau nach der richtigen Marke. Siku, Fleischmann oder doch der Klassiker Märklin? Nicht auf jedem Tisch ist jede Marke vertreten. Ist das gesuchte Stück allerdings entdeckt, geht alles ganz schnell. Der aufgeklebte Preis wird nach kurzem Verhandeln bezahlt und schon verschwindet das gute Stück im Jutebeutel, und der neue Besitzer geht wieder auf die Suche.
Ursprung Der Beginn der Modellbahn-Geschichte kann im Jahr 1784 fixiert werden. Der englische Ingenieur William Murdock baute in diesem Jahr das Versuchsmodell eines gleislosen Dampfwagens.
England Im Mutterland der Eisenbahn, in England wurden seit Beginn des 19. Jahrhunderts Modelle von Eisenbahnzügen gefertigt. Anfangs waren sie auch Werbemodelle für die Originale, was an die Automodelle der Nachkriegszeit erinnert.
1835 Als der "Adler" erstmals auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth verkehrte, und damit die Eisenbahn in Deutschland ihren Anfang nahm, erschienen ein farbiger Ausschneidebogen vom Adlerzug sowie passende Zinnfiguren. Fünf Jahre später, 1840, tauchten dann in Deutschland die ersten aus Blech hergestellten Eisenbahnnachbildungen auf.
1862 Die Myers offerierte in London dampfbetriebene Lokomotiven in ihrem Katalog, und 1869 fand sich die erste nachweisbare Anzeige auch in Deutschland. Die Firma Carogatti aus Königsberg pries dort "im Zimmer fahrende Lokomotiven mit oszillierendem Zylinder" an.
Elektrische Eisenbahn Die erste elektrisch betriebene Eisenbahn tauchte 1882 auf (Planck), und bereits ein Jahr später wurde erstmalig das "Zweischienen-Zweileiter-System" bei elektrischen Eisenbahnen angewendet.