Monheim Peto lehnt gedruckte Broschüren ab
Monheim. · Bürgermeister will Beschluss aus Generationen-Ausschuss wieder einkassieren.
„Erinnern statt vergessen“ heißt die Broschüre über Stolpersteine. Die Kunstschule präsentiert ihr Semesterprogramm und die Mon-Guides bieten ihre „Stadtführungen und Rundfahren“ an. Gedruckt. Zu finden im Rathausfoyer. Allen Publikationen ist eins gemein: Sie sind von der Stadt herausgeben. Auf allen prangt die Gänseliesel – nach dem Muster des Gestaltungsbüros Media-Design.
60 000 Euro hat sich die Stadt im Jahr 2014 die Gestaltungsvorlagen für Broschüren, Briefköpfe, den Online-Auftritt und mehr kosten lassen. Inzwischen ist er eingeführt und aus jedem Bereich der Stadt flattern den Mitarbeitern in der Abteilung für Öffentlichkeitskeitsarbeit Entwürfe auf den Tisch. „Wir prüfen, ob das im Sinne des Corporate Designs ist“, beschreibt Stadtsprecher Norbert Jakobs.
Die SPD hat mit knapper Mehrheit eine Broschüre durchgesetzt
Eine eben solche Broschüre hatte die SPD im Ausschuss für Generationen, Kultur und Soziales beantragt und mit knapper Mehrheit durchgesetzt. Der Ratgeber „Älter werden in Monheim am Rhein“ soll aktualisiert werden. „Die Broschüre“, so erläutert Alexander Schumacher (SPD), „stammt aus 2006 oder 2007. Sie wurde noch von dem damaligen Bürgermeister Thomas Dünchheim aufgelegt und beinhaltete Informationen, die den Alltag von Senioren erleichtern.“ Dazu gehörten unter anderem Adressen von Ärzte, Altenheimen, Beratungsstellen, der Feuerwehrnotruf und auch kulturelle Einrichtungen, die barrierefrei zu erreichen sind. „Eine zeitlang war der Ratgeber auch online zu finden“, erläutert der Sozialdemokrat. Mit dem Relaunch nach 2014 sei er verschwunden.
Die SPD hat im Generationenausschuss zwar eine Mehrheit für den Druck gefunden, aber Bürgermeister Daniel Zimmermann hat gleich angekündigt, dass er diesen Beschluss im Rat, wo die Peto eine Mehrheit hat, zurückzuholen und die Haushaltsstelle – 15 000 Euro hat die SPD beantragt – streichen lassen will. Er und damit auch die Peto empfinden eine solche Broschüre als unzeitgemäß. Zimmermann spricht von „Gelben Seiten für Senioren“.
Für Schumacher ist das nicht nachvollziehbar. „Ich kann ja verstehen, dass die Arbeit, mögliche Adressen zusammenzustellen, aufwendiger ist, als etwa das Programm einer Institution zu präsentieren.“ Aber im Rahmen des Moki-Projekts funktioniere das doch auch. Da erhielten junge Mütter ein gedrucktes Produkt mit den wichtigsten Anlaufstellen.
Nicht nur die SPD ist empört über die Haltung des Bürgermeisters und seiner Partei. Auch Peter Werner (CDU) wirbt bei der Peto um Einsicht, dass nicht jeder netzaffin sei und „andere Wege der Informationsbeschaffung“ bevorzuge. Vergeblich. Angela Linhart vom Orstverband der CDU, fragt in einer Leserzuschrift, ob sich das „Unzeitgemäß“ auf die Senioren oder auf alle Printprodukte bezieht, die von der Stadt herausgegeben werden.
Werner Bischoff (SPD) von der Awo, der regelmäßig mit älteren Menschen zu tun hat, wirft der jungen Partei „Arroganz gegenüber alten Menschen“ vor. Es gibt viele Menschen, die nicht wissen, wo sie Infos herbekommen, und auch niemanden mit einem Anruf behelligen wollen.“ Für die wäre eine Broschüre ein gutes Angebot, so Bischoff.