Monheim: Die Kunst als Flucht aus dem gelähmten Körper

Der Monheimer Sebastian Colominas hatte mit Kunst nicht viel am Hut – bis er vor zehn Jahren durch einen Schlaganfall gelähmt wurde. Nun stellt er im Schelmenturm aus.

<strong>Monheim. An den Wänden des ehrwürdigen Schelmenturms in der Altstadt hängt eine alte Frau, ein Chamäleon mit einem Grashüpfer auf dem Rücken, ein ausgemergelter und ein korpulenterer Jesus am Kreuz. Gemeinsam mit 52 anderen Exponaten bilden sie das Gesamtwerk des Künstlers Sebastian Colominas, der seine Werke präsentiert. Es ist seine sechste Ausstellung, aber die erste alleinige. Und auf ihr sind alle Bilder zu sehen, die der Maler und Bildhauer in den vergangenen zehn Jahren fertig gestellt hat.

Der gebürtige Spanier kommt als 17-Jähriger nach Deutschland

Sebastian Colominas ist heute 63 Jahre alt und kann auf ein spannendes Leben zurückblicken. Der gebürtige Spanier kommt 1962 als 17-Jähriger nach Deutschland und ist nun schon seit über 40Jahren Monheimer. Colominas macht sich als Elektriker mit einer Firma selbstständig und fertigt Sondermaschinen in allen Größen und Formen nach strengen Bauplänen an. Mit Kunst hat er damals noch nicht viel zu tun. Erst als er 1993 auf der Museumsinsel Hombroich in Neuss arbeitet und so zwangsläufig mit Künstlern, Kunstwerken und Kunstbauten in Kontakt kommt, wird sein künstlerisches Interesse geweckt. Doch zum selbst kreativ werden fehlt neben dem stressigen Beruf und der Familie - verheiratet, zwei Kinder - einfach die Zeit.

Nachdem er fünf Jahre lang auf der Museumsinsel arbeitete, kommt die tragische Wende seines Lebens: "Da hat mir die Natur dann einen Wink mit dem Zaunpfahl gegeben", erzählt der 63-Jährige heute schmunzelnd. Ein Schlaganfall macht ihn von einer auf die andere Sekunde berufsunfähig. Die komplette rechte Körperhälfte ist gelähmt.

Der Umgang damit fällt ihm sehr schwer. "Da können wir nicht helfen. Sie müssen damit leben. Am Besten Sie tun so, als wenn Sie nichts hätten", rieten ihm die Ärzte. "Und so versuchte ich so zu tun, als ginge mich die ganze Sache nichts an", erzählt Colominas.

Ein Bild zeigt die Momentaufnahme einer Aufführung in der Oper. Zwei Bilder weiter sind sechs farbige Dreiecke zu sehen. "Das ist ein Selbstportrait", erzählt der Künstler und zeigt wo sich Auge, Nase und Mund befinden.

Der Zuschauer soll bei der Deutung die eigene Phantasie benutzen. Deshalb haben die Bilder auch keine Namen. Die Kunst dient Sebastian Colominas als Ablenkung und nette Abwechslung.

Ein Rest der Lähmung ist geblieben und die rechte Körperhälfte ist immer noch schwach. Doch er hat die schlimmste Zeit überstanden und sieht positiv in die Zukunft: "Mir macht das Malen viel Spaß. Und wenn ich keine Lust mehr habe, dann lege ich den Pinsel eben weg und mache etwas anderes."

Mit dem Platz wird es allerdings bald knapp, weshalb der Maler gerne ein paar seiner Werke verkaufen möchte.