Monheim: Hefe stinkt den Anwohnern
Die Firma Uniferm plant eine Umstellung ihrer Produktion mit neuen Anlagen.
Monheim. Der Geruch weist den Weg. Wer beispielsweise einmal mit dem Fahrrad über die Rheinuferstraße nach Hitdorf fährt, der taucht spätestens in Höhe der Industriestraße in einen süßlichen Hefeduft ein. Dort steht eine Fabrik der Firma Uniferm. Die stellt dort mit ihren etwa 100 Mitarbeitern vor allem Bäckereihefe her. Allerdings ist dieser recht eigenwillige Geruch nicht jedermanns Sache. Immer wieder gibt es Beschwerden im Rathaus - auch neulich wieder in der Sprechstunde des Bürgermeisters.
"Wir als Stadt können da aber zunächst einmal gar nichts machen. Genehmigungsbehörde ist die Bezirksregierung", sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann. Das Stadtoberhaupt hat allerdings Kontakt mit der Werksleitung aufgenommen. Und dabei erfuhr er: "Uniferm will am Standort investieren. Die Produktion soll ausgeweitet werden. Ich hoffe, dass durch neue Anlagen die Geruchsbelästigung zurück geht."
Über weniger Hefegeruch würden sich wohl in erster Linie die Bewohner der so genannten Henkelsiedung im Norden des Uniferm-Geländes freuen. Aber auch weiter in Richtung Zaunswinkel ist die Belästigung je nach Windlage zum Teil extrem. "Im Sommer, wenn wir draußen sitzen, dann stinkt das vielleicht manchmal", schilderte kürzlich ein Besucher der Bürgermeistersprechstunde - und trifft damit sicher der Nerv vieler aus dem Süden Monheims.
"Wir kennen das Geruchsproblem seit Jahren. Ich kann nur sagen: Wir werden besser", sagt Johannes van der Pas, der bei Uniferm für den Bereich Umwelt und Arbeitssicherheit zuständig ist. Das Unternehmen plane derzeit eine Produktionsumstellung. "Ende des Jahres sehen wir mehr", sagt er. Allerdings betont van der Pas auch, dass die Wohnbebauung im Laufe der Jahrzehnte immer näher an das Werk herangekommen sei.
Ein Punkt sei aber besonders wichtig: Alles, was bei Uniferm mit der Backhefeproduktion zusammenhänge, sei rein biologisch und absolut ungefährlich. Der Geruch komme von der Melasse. Die werde als Nahrung für die Hefe benötigt. "Von Zeit zu Zeit muss dann Luft durchgeblasen werden. Die entweicht dann wieder durch Gärröhrchen. Damit tritt der Geruch nach außen", erläutert van der Pas den Produktionsablauf.
Das Monheimer Uniferm-Werk blickt auf eine lange Tradition zurück. Es ging 1908 als Rheinische Presshefe- und Spritwerke in die Produktion. Die fünf Gebrüder Schwartz gründeten es. Allerdings kamen sie immer wieder in Konflikt mit dem Zoll. Denn bei der Hefeproduktion fällt Industrie-Alkohol an. "Und der wurde offensichtlich kräftig verschoben", sagt Michael Hohmeier, Sprecher der Stadtverwaltung und Archivar. In der Weimarer Republik hätten schließlich mehrere der Brüder ins Gefängnis gemusst.