Monheim: Millionen-Poker im Rheinpark

Bei den Verhandlungen über die Ansiedlung des Logistik-Riesen Rhenus geht es immer verworrener zu. Zweifel am Zuschlag gab es auch im MVV-Aufsichtsrat.

Monheim. Nichts Genaues weiß man nicht. Oder besser: Was wird aus der Ansiedlung des Logistik-Riesen Rhenus mit 550Mitarbeitern auf über
50 000 Quadratmetern im Herzen des Rheinparks. Während Bürgermeister Thomas Dünchheim immer wieder von intensiven Verhandlungen kurz vor dem Abschluss spricht, wächst die Skepsis.

Aktuelles Beispiel: Im Aufsichtsrat der Monheimer Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (MVV), die Dachgesellschaft der Stadttöchter, ging es am Dienstagabend in nicht öffentlicher Sitzung heftig zur Sache. Aus Reihen der CDU wurde nämlich in Richtung Bürgermeister - er ist der Aufsichtsratsvorsitzende - gesagt, dass aus Managerkreisen durchsickere: In Sachen Rhenus passiert am Standort Monheim die nächsten Jahre überhaupt gar nichts.

Damit wurde offensichtlich ein Nerv Dünchheims getroffen. Denn laut Mitgliedern des Aufsichtsrats tobte er in seiner Eigenschaft als Chef der städtischen Wirtschaftsförderung und warf Rhenus unter anderem Salami-Taktik vor. Hintergrund: Nach WZ-Informationen will das Unternehmen keineswegs mehr - zumindest derzeit - die über 50 000 Quadratmeter haben, sondern lediglich noch maximal 15 000 Quadratmeter. Und da ist plötzlich nur noch die Rede von etwa 15 Mitarbeitern.

"Wer eine Tür rausgeht, der kommt die nächste wieder rein."

ThomasDünchheim frei nach SPD-Legende Herbert Wehner

Ob sich Monheims Politik darauf einlässt, ist kaum vorstellbar. Dünchheim selbst sieht im Vorgehen der Firma Rhenus - dahinter steht übrigens der in der Rheingemeinde bestens bekannte Müllentsorger Rethmann - einen knallharten Vertragspoker. Und darin spielt offensichtlich auch die Bindung an eine jährliche Tonnage von über 150 000 Tonnen über die Schienen der städtischen Bahnen eine entscheidende Rolle.

Es gibt einen entsprechenden bindenden Auftrag des MVV-Aufsichtsrates, an den sich die städtische Wirtschaftsförderung halten muss. Aber der Logistik-Riese Rhenus stemmt sich gegen die Tonnage-Pflicht.

Konnte man außerdem noch vor kurzem die Worte Dünchheims so interpretieren, dass pünktlich 2009 zum Jahr der nächsten Kommunalwahl die Bagger rollen für die große Rhenus-Variante, werden die Töne auffällig leiser. Zwar betont der Bürgermeister immer noch, dass die Firma gar keine Alternative hätte.

Doch plötzlich ist ein Zeitfenster von mehreren Jahren im Gespräch. Das könnte Monheims obersten Wirtschaftsförderer unter Druck setzen aus Reihen der Politik. Die Rhenus-Ansiedlung ist ohnehin nicht unumstritten - ist doch auch die Rede von 40 Lkw-An- und -abfahrten pro Nachtstunde.

Das Chaos perfekt macht das Unternehmen selbst in einer schriftlichen Stellungnahme auf die WZ-Anfrage, ob man überhaupt noch am Standort Monheim interessiert sei und wenn ja, in welcher Zeitachse. "Rhenus Office Systems ist sehr interessiert am Standort Monheim. Nach Erhalt der Baugenehmigung soll der Baubeginn für eine neue Logistikanlage möglichst noch 2008 sein", heißt es.

Nun könnte man denken: Die kommen doch. Aber es handelt sich um besagte 15 000 Quadratmeter mit 15 Mitarbeitern. Eine solche Fläche für so wenig Arbeitsplätze ist dem MVV-Aufsichtsrat, also letztlich der Politik, kaum vermittelbar. Und wie sieht es Dünchheim? "Kein Kommentar!", ist die Antwort.