Monheim: Schwitzen für die Linie 791

BSM und Mega bezahlen ihren Mitarbeitern das Training im Fitnessstudio.

Monheim. Sein Arbeitsplatz ist der Bus: Seit fast 25 Jahren sitzt Bernd Woyke täglich acht Stunden lang "auf dem Bock". Wenn er für die Linie 791 eingeteilt ist, steht er gute zwei Stunden lang auf dem Weg von Monheim nach Ohligs und zurück nicht auf. Sein Rücken dankt es dem 57-Jährigen mit stechendem Schmerz. Mit Sport kam Woyke bislang nur bei Fernsehübertragungen in Berührung. Nun sieht man ihn im Gerätepark zwischen Laufband und Hantelbank am Rückengerät. Kurz zuvor strampelte er noch auf dem Rad. Vor sechs Wochen begann der Monheimer mit dem Training; und er sagt: "Ich habe erst jetzt gelernt, welche Muskeln ich habe."

Bernd Woykes Trainingsfleiß ist das Resultat einer Zusammenarbeit der Bahnen der Stadt Monheim (BSM) und der Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgung (Mega) mit dem Sportpark Monheim. "Rücken- und Bandscheibenbeschwerden sind nun einmal Berufskrankheit Nummer eins", sagt Harald Schmidt, stellvertretender Betriebsleiter bei den BSM. Die beiden Unternehmen bezahlen deswegen seit Anfang Oktober das Trainingsabo im Fitnessstudio. 50 Mitarbeiter haben das Angebot bislang wahrgenommen, bis zum Jahreswechsel sollen es doppelt so viele sein.

"Gerade die Busfahrer sitzen ständig und lassen sich dabei durchschaukeln", so Schmidt. Das Ergebnis: Rückenschmerzen und viele Krankenscheine. Der jährliche Krankenstand unter der Belegschaft liegt bei rund zehn Prozent, so Schmidt. "Wir wollen auf sechs Prozent kommen, das ist realistisch." Zum Vergleich: Der Krankenstand in ganz Deutschland befand sich im ersten Halbjahr 2007 auf dem Rekordtief von 2,9Prozent.

Am Anfang unterzogen die Fitnesslehrer im Sportpark Busfahrer wie Büroangestellte einem Fünf-Wochen-Programm: Herz-Kreislauf wurden überprüft, Körperfett gemessen, Ausdauer und Beweglichkeit getestet. Am Ende "hatten sich alle durch die Bank schon verbessert", lobt Sportpark-Inhaberin Susanne Klein, die anschließend jedem Teilnehmer einen einen persönlichen Trainingsplan an die Hand gab. Da der Sportpark Monheim ein zertifiziertes Fitnessstudio ist, beteiligen sich die Krankenkassen an den Kosten.

Neu ist die Idee freilich nicht, dass Arbeitgeber etwas für die Gesundheitsvorsorge ihrer Mitarbeiter tun. Das klassische Beispiel sind die Betriebssportgemeinschaften. Heute bietet auch die Monheimer Stadtverwaltung ihren rund 500Beschäftigten von der Wirbelsäulengymnastik bis zum Nichtrauchertraining Hilfe.

Horst Lohmann, Fachbereichs-Sekretär für Verkehr bei Verdi NRW, sagt allerdings: "Im Moment ist das Bewusstsein noch durchwachsen - mit steigender Tendenz." Für die Belegschaft ist das Training kostenlos; eine Auflage gibt es dennoch: Wer das Angebot annimmt, muss mindestens sechs Mal im Monat beim Training sein. Für Bernd Woyke kein Hindernis mehr: "Mindestens zwei Mal pro Woche" trainiere er jetzt. Seine Frau hat er auch überredet, mitzumachen.