Monheim zeigt sich in Abriss-Wut
Die erst vor zehn Jahren errichtete Mensa muss neuem Schulzentrum weichen. Die Lottenschule wohl auch.
Monheim. Das Hagener Architekturbüro PASD soll das neue Schulzentrum an der Krischerstraße planen. Das entschied der Ausschuss für Schule und Sport jetzt mehrheitlich in einer nichtöffentlichen Sondersitzung. CDU und Grüne hatten sich enthalten, die SPD stimmte gegen die Vergabe, wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war. Neu an den Vorgaben für die Architekten und Planer ist, dass die erst vor zehn Jahren errichtete Mensa auf dem Schulhof nicht, wie bisher vorgesehen, in den modernen Komplex integriert werden soll, sondern wohl abgerissen wird.
Ein Mensa-Neubau verteuert den auf 27 Millionen geschätzten Gesamtbau um voraussichtlich drei Millionen Euro. Das Expertengremium um Professor Zvanko Turkali begründete die Entscheidung damit, dass „die bestehende Mensa sowohl stadträumlich als auch funktional einen Fremdkörper bildet und eine sinnvolle Einbindung in das neue Ensemble verbaut“. Der Monheimer Stadtrat muss nun noch über die Kostensteigerung abstimmen.
Ein weiterer Knackpunkt: Das bestehende Mensagebäude und der umgestaltete Schulhof sind damals aus Bundesmitteln gefördert worden. Möglicherweise müssen diese anteilig zurückgezahlt werden. Die Stadt rechnet mit rund 660 000 Euro. Sie will aber zunächst Verhandlungen mit der Bezirksregierung aufnehmen, mit dem Ziel, möglichst kein Geld erstatten zu müssen.
Bevor die Politiker im Schulausschuss über die Einschaltung des Architekten abstimmten, sollte eigentlich die Bewertung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) über ein zweites Gutachten zur alten Lottenschule vorliegen, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte. Doch wider Erwarten war die Stellungnahme bis zur Sitzung nicht eingetroffen. „Wir haben gehört, sie ist auf dem Postweg unterwegs“, sagte Bürgermeister Daniel Zimmermann auf Anfrage. Das Backsteingebäude mit den prägnanten Treppentürmen war 1933 eröffnet worden. Es soll dem modernen Neubau weichen. Der LVR hat das Gebäude als Denkmal eingestuft, weil es sich um einen wichtigen Bau der Weimarer Republik handele. Werner Goller (SPD) hatte die Untersuchung damals angestoßen und ist auch weiterhin strikt gegen den Abriss
Dass die Entscheidung dennoch nicht vertagt wurde und trotz Nachfragen aus dem Gremium über die Einschaltung des Büros PASD abgestimmt wurde, ist in Zimmermanns Augen unproblematisch. Er sehe keinen Zusammenhang zwischen dem Denkmalschutz und der neuen Schulplanung. Weil es sich um ein laufendes Verfahren handele, wollte er auf die Fragen der Politiker im Ausschuss für Schule und Sport keine Stellungnahme abgeben.
Der Landschaftsverband Rheinland gehe aber weiterhin davon aus, dass es sich bei der Lottenschule um ein schützenswertes Denkmal handele. Darüber wolle man mit den Verantwortlichen bei der Stadt Monheim sprechen, hatte Helmtraud Köhren-Jansen (LVR) im Vorfeld signalisiert.