Ohne Kaiser’s leidet Nahversorgung

Ältere Anwohner befürchten eine noch geringere Auswahl. Schreibwarenladen schließt in Kürze.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Die Filiale von Kaiser’s an der Geschwister-Scholl-Straße ist aktuellen Berichten zufolge vom Aus bedroht. Tagtäglich werden die Mitarbeiter, die um ihren Arbeitsplatz bangen, mit Nachfragen der Kunden bombardiert. Denn mit der drohenden Schließung würde sich nicht nur die Nahversorgung der Anwohner weiter verschlechtern, auch das Einkaufszentrum am Holweg geriete weiter unter Druck. „Hier in der Umgebung wohnen viele ältere Menschen, die nicht mehr Auto fahren und darauf angewiesen sind, dass sie ihr Lebensmittelgeschäft zu Fuß erreichen können“, sagt Sigrid Igelmund (52). Renate Walber (73) hingegen gehört zu den Senioren, die noch mobil sind und wahlweise bei Aldi, Rewe oder im Edeka-Markt einkaufen. „Bei Kaiser’s kaufe ich vor allem frisches Fleisch und Wurst, bei Aldi ist das alles abgepackt.“

Auch andere Baumberger nutzen Kaiser’s zur ergänzenden Versorgung, weil etwa Obst und Gemüse auch in single-verträglichen Portionen käuflich sind. „Das, was ich beim Discounter nicht kriege, kaufe ich bei Kaiser’s“, erklärt etwa Barbara Boes (69). „Mir ist das dort zu teuer“, räumt Waltraud Schneider dagegen ein.

Der Kaiser’s Markt passe sowohl von seinen Preisen als auch von seinem begrenzten Sortiment her nicht gut zum Standort, findet Manuela Walber (49), die in dem Tabakwaren-Laden mit angeschlossener Post-Agentur arbeitet. Andererseits aber würde sie die Schließung bedauern, weil es schon jetzt „in der Einkaufszeile nicht mehr viel gibt. Selbst Bäcker und Metzger konnten sich nicht halten.“

Lucy Lenz (86) meint den Schuldigen an der Misere ausgemacht zu haben: Aldi, einst von Ex-Bürgermeister Thomas Dünchheim als „Herzschrittmacher“ für das Einkaufszentrum in Baumberg angesiedelt, habe sich eher als tödlich erwiesen, sagt sie. Schon damals, 2002, hatte Kaiser’s Bedenken geäußert und eine Bürgerinitiative gewarnt, dass der Markt die Existenz der vorhandenen Geschäfte gefährden könnte. „Der verkauft ja auch alles Mögliche außer Lebensmitteln“, so Lenz.

Die Inhaberin des benachbarten Blumenladens fürchtet, dass dem Zentrum nach der Schließung von Kaiser’s weiter Kunden verloren gehen könnten. Schon den Wegfall der Schlecker-Filiale habe sie — trotz ihrer Stammkunden — bei den Umsätzen gespürt. Sie profitiere von den Kunden, die bei Aldi nicht fündig geworden sind und deshalb das benachbarte EKZ aufsuchten.

Einen weiteren Frequenzverlust wird Rene Leddermann nicht mehr abwarten. Die Kündigung für das Ladenlokal, in dem er mit seiner Frau seit 20 Jahren das Fachgeschäft „Schreibwaren und mehr“ betreibt, ist unterschrieben. Am Freitag beginnt der Räumungsverkauf. „Es macht hier keinen Sinn mehr“, sagt er. Die Umsätze reichten nicht mehr, um die Kosten zu decken. Das Paar betreibt noch einen Laden im Rathaus-Center.

Gute Nachrichten hat indes Makler Oliver Terler: Nachdem er jahrelang durch die schließlich ergebnislosen Verhandlungen um die Vergrößerung des Kaiser’s Marktes blockiert war, kann er jetzt einige Erfolge vorweisen. Die ehemalige Post-Filiale am Ende der Ladenpassage übernimmt nach einer Kernsanierung die benachbarte Reinigung. In dem ehemaligen Sparkassen-Lokal lässt sich ein Elektrohändler nieder. Und in die ehemalige Postverteilstelle neben der Eisdiele „Treviso“, zieht „eine Dame ein, die Hausgebackenes verkauft“, so Terler.