Protestanten ehren Martin Luther

Im Jahr 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen. Auch in den Kirchen vor Ort gibt es viel Programm.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld/Monheim. Am 31. Oktober 2107 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen wider den Missbrauch des Ablasses. Dieses Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Offiziell wird das Lutherjahr zwar erst am heutigen Reformationstag eröffnet, in Baumberg stimmte Pfarrer Peter Becker seine Senioren aber schon am 20. Oktober auf die Feierlichkeiten ein - und zwar mit allen Sinnen. Der des thüringischen Dialektes mächtige Küster Frank Langrock schlüpfte in Gewand und Rolle des großen Reformators, und antwortete mit heiteren Zitaten aus dessen Tischreden auf die Fragen von Reporter Peter Becker. Beispielsweise, warum er Katharina von Bora erst nach zwei Jahren geheiratet habe. Jungen Leuten sei geraten, nicht in der ersten Hitze der Gefühle zu heiraten, denn „die Begierde kommt ohne besonderen Anlass wie Läuse und Flöhe“, so „Luther“. Dazu wurden Schmalzbrote - wie im Mittelalter - gegessen und Luther-Reformationsbier getrunken, das Becker aus Eisenach mitgebracht hatte.

So wie Luther den Teufel nach eigenem Bekunden oft durch „Possenreißerei verjagt“ hat, hebt auch das Motto der evangelischen Kirche im Rheinland für das Reformationsjubiläum auf die Rechtfertigungsbotschaft ab: den Freispruch des gläubigen Christen im künftigen Endgericht. „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ stammt aus einem der Psalmgedichte von Hanns Dieter Hüsch. „Wir Protestanten haben den Reformationstag früher als triumphalistische Abgrenzung begangen“, sagt Pfarrer Christof Bleckmann aus Reusrath. „Heute blicken wir beschämt auf diese Konflikte zurück und sind dankbar, das überwunden zu haben. Diesen Gedanken wollen wir transportieren.“

Christof Bleckman, Pfarrer

So steht im Zentrum der Feierlichkeiten am 31. Oktober 2017 in Langenfeld das ökumenische „Brückenfest“ von St. Martin und der Lukaskirche. „Wir wollen zeigen dass beide Konfessionen heute in versöhnter Verschiedenheit leben“, so Bleckmann. Vor 500 Jahren stellte sich für den Kirchenrebell allerdings erst einmal vor dem Problem, wie er seine Lehre im einfachen Volk verbreiten sollte. Er wählte die Musik als Transportmittel für seine Botschaft. „Er hat den Menschen seine Worte im wahrsten Sinne in den Mund gelegt - so kam die Reformation auch in den Herzen an“, erklärt der Langenfelder Musiker Mark Gierling. Unter dem Titel „Luther get’s the Blues“ wird er im Reformationsjahr zahlreiche Konzerte geben, am 23. April in der Baumberger Friedenskirche, am 31. Oktober in der Langenfelder Erlöserkirche und am 6. Dezember in der Martin-Luther-Kirche.

Der starken Frau an seiner Seite widmet sich eine plastische geschichtliche Darstellung von Susanne Nitsch am 3. November im Gemeindehaus Reusrath. Die ehemalige Nonne, Katharina von Bora, war eine sehr zupackende Frau, sie führte einen großen Haushalt, betrieb Viehzucht, eine Obstanbau, braute Bier und regelte vor allem Luthers Geldangelegenheiten. Sowohl die Monheimer als auch die Langenfelder Gemeinden werden zum Kirchentag reisen, der vom 24. bis 28. Mai nicht nur in Berlin sondern auch in Wittenberg stattfindet.