Mit Fabelwesen auf Tuchfühlung gehen

Besucher und Aussteller tauchen auf der Moan Convention ins Reich der Fantasie ein.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. Denise (27) hat ein Faible für Paarhufer, genauer für Faune. Dass die Fabelwesen, halb Mensch, halb Ziegenbock, sie geradezu magisch anziehen, hat sie schon vor einiger Zeit festgestellt. Dieses Prickeln zu kombinieren mit ihrer Lieblingsfarbe Blau — das brachte sie auf eine konkrete Idee: „Ich bin ein Frost-Faun“, sagte sie am Samstag im Carl-Becker-Saal. Im bürgerlichen Leben Studentin der Kommunikationswissenschaften, hat sie sich innerhalb von mehreren Monaten eine eigene Figur samt zugehörigem Kostüm kreiert. Mit dem perfekten Make-up wandelt Denise nun selbst als Fabelwesen durch die Gänge der zweiten Kitty Moan Convention von Langenfeld. Mehrere Hundert Besucher und Aussteller lebten an der Hitdorfer am Wochenende ihre Fantasien aus und Dämonen aus. Und bevor die Fantasie mit ganz normalen Zeitungslesern durchgeht: Es war eine Mischung aus Halloween-Party, Autorenlesungen, Workshops mit einem Schuss Kindergeburtstag — zum Beispiel einem eigenen Bobby-Car-Rennen.

Organisiert und eingeladen hat Helmut Dunkel — der im Unterschied zu den meisten anderen im Saal in einem hellstrahlenden Beige gekommen ist. Hut, Weste Hose — ein Autorenoutfit und in der Tat schreibt er in seiner eigenen Dämonenwelt, Autorenname: Cannonball Randall. „Wir wollten mal etwas Neues nach Langenfeld bringen“, sagt der Mann namens Dunkel. Und damit die Erwartungshaltung von Anbietern und Besuchern von vorneherein stimmt, trägt die Convention den Zusatz „für Erwachsene“. Was einige fröhliche Kids nicht abhält, durch die Gänge zu toben. Die meisten von Ihnen passen auf ihre Eltern auf, die einen eigenen Stand auf der KittyCon haben.

Melanie, Besucherin

„Es ist für mich ein großer Spaß, sich am Wochenende in jemand ganz anderen verwandeln zu können und in eine völlig andere Welt einzutauchen“, sagt Melanie (50), die als Zombie-Piratin ein stilechtes Papageienskelett auf der rechten Schulter sitzen hat und mit ihrem Totenschädel-Make-up die meisten Horrorclowns allein durch ihren Anblick in die Flucht schlagen würde. Hier in Langenfeld ist sie auf großer Kaperfahrt nach wilden Ideen, schaut aber zwischendurch mal am Stand von Yvonne Plum, 58, nach neuem Lieblingsschmuck der Stilrichtung Gothic. Yvonne hat seit einem Jahr einen eigenen „Raum für Kultur und Zeitreisen“, das Tinnef in Köln-Mühlheim.

Also doch nur ein ganz normaler Flohmarkt, ein simples Geschäft mit Teufelshörnchen? Torsten Low widerspricht. „Vorsicht, bissiger Verleger“ steht in weißen Buchstaben auf seinem schwarzen T-Shirt. An seinem Stand verkauft er 37 gedruckte und elf digitale Bücher plus zwei Comics: „Phantastik vom Feinsten“, mehrfach prämiert. Das Verlegerdasein ist der zweite Job, neben einem Beruf zum Broterwerb. Innerhalb von elf Jahren hat sich Verlag Torsten Low vom kleinen, handwerklich ausgerichteten Betrieb mit Mini-Auflagen zu einer angesehen Größe der Szene entwickelt. Dennoch ist nicht alles Kommerz: „Zusammen mit den Autoren sind wir eine Familien, eine eingeschworene Gemeinschaft.“ Als am vergangenen Wochenende sein Transporter kaputt gegangen ging, hatte Low im Handumdrehen eine Reihe von Übernachtungsangeboten. Die Anhänger von Fantasy-Welten halten auch im schnöden Alltag zusammen.